Thomas Finn
Whispering Fields - Blutige Ernte
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»Whispering Fields - Blutige Ernte« von Thomas Finn
Immer mehr Kornkreise tauchen auf und mit ihnen Leichen und Vermisste . Kriminaloberkommissarin Sarah Richter reist in die Lausitz und übernimmt zusammen mit ihrem sorbischen Partner Antonin Schultkas die Ermittlungen. Doch mit Erfolg kann das Duo nicht dienen. Erst, als die beiden sich von den gewohnt routinierten Wegen lösen und eine Reise in unbekannte und bedrohliche Gefilde antreten, scheint Licht am Ende des Tunnels zu flackern. Oder ist es der Schein des Todes, der die beiden lockt?
Das Cover zeigt eine aufgescheuchte Krähe, die sich aus einem Getreidefeld erhebt. Sie kreischt wütend ihren Unmut in die Luft und hinterlässt bei mir ein mulmiges und beklemmendes Gefühl. Zusammen mit dem Klapptext und anderen, mir bekannten Büchern des Autors ein Garant, dass ich zu Whispering Fields gegriffen habe.
Endlich ist es so weit und ich darf Thomas Finn neuen Thriller lesen! Voller Freude und Neugierde stürzte ich mich auf das Buch, dass puren Nervenkitzel versprach! Denn diesmal erzählt der Autor nicht irgendeine Geschichte, sondern verknüpft Mordfälle mit regionalen Sagen und Geschichten. Ich liebe diesen Bezug zur Realität, da mir dies einen noch stärkeren Schauer den Rücken runter jagt. Ich bin fest überzeugt, dass in jeder Sage oder jedem Märchen nicht nur ein kleines Körnchen Wahrheit steckt, sondern viel mehr zwischen Himmel und Erde existiert, als wir uns vorstellen können. Dementsprechend fiel es mir denkbar leicht, mich in der Geschichte der Kornkreise zu verlieren und mich mit dem interessanten Ermittlerduo auf die Reise zu begeben.
Thomas Finn erschuf gekonnt eine drückenden und erschreckende Atmosphäre, der ich mich bereitwillig ergab. Drückende Hitze, Würgegriff der mannshohen Kornfelder und pures Grauen ob der Morde, die geschehen, nahmen mich gefangen. Ohne Probleme hörte ich nicht nur das Rauschen des Windes zwischen den Ähren, sondern auch das Zirpen der Grillen und die plötzlich einkehrende Stille. Eine Stille, die von Angst spricht; von etwas, dass auf einen zu kommt; etwas, das nicht gut ist. Und dann immer wieder die Rückkehr zu Normalität, zu unbedeutenden Begebenheiten, die der Geschichte merklich Wind aus den Segel nahmen. Ich fand es zwar schön, die Protagonisten näher kennen zu lernen, aber hin und wieder fehlte mir einfach der Bezug zu der Handlung.
Schade fand ich, dass zwei gestandene Ermittler, sich von drei Jugendlichen die Butter vom Brot nehmen lassen. Und nicht nur das, Sarah Richter und Antonin Schultkas wirken nicht wie kompetente Beamte auf mich, sondern wie zwei blutige Anfänger, die getrieben von kopfloser Eile und dem Willen einer erfolgreichen Ermittlung ihr Ziel komplett aus den Augen verlieren. Immer mehr geraten sie ins Hintertreffen und überlassen den Kindern den Schauplatz. Hier hätte ich mir mehr Stärke der Erwachsenen und mehr Kopflosigkeit auf der Seite der Jugendlichen gewünscht, damit eine klare Ermittlungsstruktur im Gegensatz zu dem unkontrollierten Bösen zu sehen ist. Mir hat die klare Abgrenzung zwischen Gut und Böse gefehlt und auch irgendwie eine tiefergehende Beschreibung. Denn die Muhme blieb doch eher im Reich der Sagen, statt dass sie die Reise in die Realität fand. Ja, es geschehen Morde und es gibt Vermisste, aber das war es dann auch schon. Der Sinn und Zweck geriet für mich leider ins Hintertreffen.
Die Reise in die Geschichte der Sorben, der Sage um Krabat und ein Volk, das fast vergessen ist, fand ich toll! Gerade der Bezug zur Realität hat mir einen Spannungskick gegeben, der mir sonst in der Handlung eher gefehlt hat.
Mit den Protagonisten konnte ich leider keine wirkliche Beziehung aufbauen . Ohne Probleme konnte ich mich zwar in sie hineinversetzen und ihre Handlungen nachvollziehen, aber das war es dann auch schon. Die Verbindung untereinander und zur Handlung in dem Buch fehlten mir. Dabei haben gerade Sarah Richter und ihr Partner Antonin Schultkas eine wahnwitzige Vergangenheit, die ein eigenes Buch füllen könnten! Diese Vergangenheit nur halb anzureißen, fand ich schade und hätte mit intensiveren Schilderungen die Atmosphäre bestimmt schauriger gestalten können.
Mein Fazit
Mit Whispering Fields konnte mich Thomas Finn nicht ganz überzeugen. Für mich war das Gerüst klasse, aber die Umsetzung hinkte leider etwas. Rückblickend fehlte mir Düsterkeit und Bedrohlichkeit, die sonst in den Romanen von Thomas Finn zu finden sind.