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James Corey

Babylons Asche: Roman (The Expanse-Serie, Band 6)


 
»Babylons Asche: Roman (The Expanse-Serie, Band 6)« von James Corey


Besprochen von:
 
Flavius
Deine Wertung:
(4)

 
 
Nachdem die Erde von der Freien Raummarine des Gürtels in Schutt und Asche gelegt wurde und der Mars durch den Verrat von Admiral Duarte fast entwaffnet wurde, machen sich die Bewohner von Mars und Erde nun auf, um zum Gegenschlag auszuholen. Nur leider hat niemand eine Ahnung wie dieser konkret aussehen könnte, denn der Schock und die Nachwirkungen der Katastrophe sind einfach zu hoch. Dennoch, irgendwie muss man auf diesen Akt der Gewalt reagieren.

Die wenigen verbliebenen Verbündeten, der nicht ganz so radikale Flügel der AAP und diverse Außenstationen der Gürtler, stecken zusammen mit den Machthabern der Erde und des Mars, inklusive James Holden, die Köpfe zusammen und tüfteln einen Plan, der eher auf Hilfosigkeit denn auf Stärke beruht, aus, um wenigsten den Anschein zu erwecken, sie hätten die Situation unter Kontrolle.

Aber auch der selbsternannte Führer des Freien Gürtels und der Raummarine, Marco Inaros, hat mit Problemen zu kämpfen. Einige seiner engsten Berater und Mitglieder des inneren Kreises haben erkannt, dass auch nicht alles eitler Sonnenschein bei ihm ist. Ein ums andere Mal trifft er Entscheidungen, die sie nicht mehr nachvollziehen können. So kommt es, dass er eine Reihe seiner engsten Unterstützer nicht nur verliert, sondern das sich diese auch noch gegen ihn wenden. In einem letzten Showdown versucht Inaros daher das Ruder noch einmal herumzureißen und die ungeliebte Erde endgültig in die Knie zu zwingen.

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Starker Tobak, den die beiden Autoren dem Leser in dem mittlerweile sechsten Band der Expanse Serie vorsetzen. Eine sterbende Erde, Milliarden von Toten, vom Sonnensystem abgeschnitte Siedlerkolonien irgendwo im Weltraum und eine zerstrittene und sich immer noch bekämpfende Menschheit im Solsystem. Egal welche Seite gewinnt, verloren haben sie alle, denn nichts wird mehr so sein wie es früher einmal war.

Dummerweise haben sich alle Seiten diesen Schlamassel selbst eingebrockt. Die arroganten Erd- und Marsbewohner, die die Gürtler bis aufs letzte Hemd ausgebeutet haben und eine wutentbrannte und von Hass gesteuerte Gürtlerbevölkerung, die selbst nach dem Schlag gegen die Erde eher schlechter als besser dran ist, denn ihr selbsternannter Retter kümmert sich einen Scheiß um sie. Aber auch die Kolonien weit draußen in der Galaxis sind von dem lebenswichtigen Ressourcen des Sonnensystems abgeschnitten, denn die Portalstation wird nun von der freien Raummarine kontrolliert und ist vorerst für alle gesperrt. Und wieder einmal zeigt sich, dass es in einem Krieg nur Verlierer gibt.

Ursache und Wirkung liegen in dem Konflikt dicht beieinander, die Suche nach den Gründen dieser Aktion ist schnell abgehandelt. Verständnis hat man vermutlich eher für die Gürtler, die am Rand des Sonnensystems um ihr Überleben kämpfen und von Erde und Mars schmählich im Stich gelassen werden, weniger für Marco Inaros und seine Verbrecher von der Freien Raummarine. Das nun noch die Tore zu neuen Welten offenstehen und die Menschheit gewillt ist das Sonnensystem zu verlassen und die Gürtler daher quasi nicht mehr braucht (die Rohstoffe finden sich ja nun auf den neuen Planeten), beschleunigt die Eskalation noch weiter.

Erinnerungen werden wach, wenn eine Gürtlerstation beschrieben wird, die den Tod von Milliarden Menschen jubelnd zur Kenntnis nimmt und sich an deren Schicksal geradezu aufgeilt. So ähnlich sieht es auch hier auf der Erde in der heutigen Zeit aus, wenn in irgendeinem Land im Nahen Osten die toten Körper von amerikanischen Soldaten johlend durch die Straßen geschleift oder die Terroranschläge, wie dem vom 11.09., geradezu frenetisch gefeiert werden. Hier kommt all die Niederträchtigkeit und Erbärmlichkeit im Menschen zum Vorschein, die sich auch bei uns in Deutschland und in Europa schon viel zu breit gemacht hat. Traurig das alles.

Es gibt einiges, das mir an dem Buch gefallen hat, und einiges, auf das ich auch gerne hätte verzichten können. Klar, die immer wieder wechselnden Sichtweisen und Erzählperspektiven beleuchten die verfahrene Situation von verschiedenen Seiten und erzeugen so einen besseren Gesamtüberblick, jedoch kommen mir die Mitglieder meiner Lieblingscrew mittlerweile echt zu kurz. Ich möchte einfach mehr von Holden, Amos, Alex und Naomi lesen und weniger von den „anderen“, auch wenn die Sichtweise von Pa, Filip oder Prax durchaus etwas für sich hatte. Aber das Verhältnis war für mich einfach zu unausgewogen. Auch wird mir der Konflikt viel zu oft auf die Mutter / Sohn / ehemaliger Geliebter Ebene reduziert.

Ebenfalls missfällt mir, dass die Serie offensichtlich eine zu düstere und hoffnungslosere Richtung einschlägt. Jetzt werden schon Planeten zerstört und Milliarden Menschen mal eben so umgebracht. Mir fehlt einfach der helle Schimmer am Horizont – und den sehe ich auch nicht, nur weil die Menschheit nun überlegt durch das Portal auf andere Welten auszuwandern und die Gürtler, quasi als Verkehrspolizisten, diese Auswanderung überwachen und so eine neue Aufgabe finden sollen.

Fast schon rührend Holdens Video-Serie über die Gürtler und ihr Leben, um den Hass von Érde und Mars etwas abzuschwächen und um ihnen zu zeigen, dass eine große Zahl dieser Menschen auch einfach nur Menschen wie du und ich sind, mit Hoffnungen, Ängsten, Sorgen und liebenswerten Eigenschaften. Und das es absolut nichts bringt, in einem Akt von Vergeltung und Hass nun zum Gegenschlag auszuholen und den Gürtel nun gleichfalls zu zerstören. Gerade für solche menschlichen Aktionen mag ich Holden sehr.

Als nicht gelungen bezeichne ich auch das Ende des Buches. Eine hoffnungslose Situation für Holden und seine Crew, die mal eben so, durch eine an den Haaren herbeigezogene Lösung, zu einem guten Ende gebracht wird. Im Handumdrehen und unter extremen Zeitdruck gelingt Naomi das, was anderen Forschen in monatelanger Arbeit nicht gelungen ist. Sie enträtselt nicht nur das Geheimnis un die verschollenen Schiffe, sondern kann ihre Erkenntis dann auch promt dazu benutzen um die brenzlige Situation zu entschärfen. Deus ex machina lautet der dafür gebräuchliche Ausdruck, und diese hat m.M.n. noch keinem Buch wirklich gut getan.

Trotz dieser Mängel liest sich das Buch der beiden Autoren wieder kurzweilig und unterhaltsam. Sehr zu begrüßen ist auch die Einführung neuer Charaktere, bzw. deren weiteren Ausarbeitung (wenn auch etwas zu lang) und die Erhöhung von Holdens Crew durch Clarissa und Bobbie (hoffe ich mal). Die Grundstimmung ist düster und geprägt von zahlreichen Scharmützeln und Kämpfen. Auch wenn mir das nicht sonderlich gefällt (von Dystopien habe ich so langsam die Nase voll) warte ich schon auf den nächsten Band der Serie.

 


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