Robert Kirkman The Walking Dead 1
The Walking Dead
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»The Walking Dead« (The Walking Dead 1) von Robert Kirkman
Es kam plötzlich über die Menschheit. Der Virus, die Seuche oder was auch immer, verwandelte die Menschen zu Zombies in dem sie dafür sorgte, dass die Toten wieder lebendig wurden. Nun bevölkern diese Untoten die Welt und fallen jeden Gesunden an um sich an seinem Fleisch zu nähren. Zu den noch gesunden zählen Philip Blake, sein Bruder Brian, seine Tochter Penny und seine beiden Freunde Bobby Marsh und Nick Parsons.
Nachdem sie gehört haben das es in Atlanta eine Schutzzone gibt, in der sich die Überlebenden gesammelt haben, machen sie sich auf den Weg dorthin. Unterwegs müssen sie sich der Untoten erwehren und, was noch viel schlimmer ist, auch der Gesunden – denn diese sind oftmals schlimmer als die Untoten selbst.
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Manche sehen es als eine Marotte von mir an das ich jedes Buch zu Ende lese, egal ob es mir gefällt oder nicht. In diesem Fall jedoch hat es sich als Glücksgriff herausgestellt, denn eines hat das Buch nicht – mich auf den ersten 100 Seiten wirklich überzeugen können. Die Handlung war langatmig, unspannend und irgendwie spröde. Nicht zu vergleichen mit dem Buch Die Jahre der Toten , welches ich zuvor gelesen hatte und das mich, bei gleichem Thema, sofort in seinen Bann zog. Da ich von The walking dead weder die Comic Reihe noch die TV Serie kenne, ist zumindest für mich die Frage wo die Seuche herkommt oder warum sie ausbrach, ein wichtiger Punkt. Erklärt wird er hingegen im Buch leider nicht. Das ist schon mal schade und ein großer Minuspunkt.
Die Anfangs noch vor sich hindümpelnde Geschichte gewinnt nach rund 120 Seiten an Fahrt. Das Autorenteam Robert Kirkman und Jay Bonansinga zeigt das es mehr draufhat als möglichst blutig das fröhliche Zombiekillen zu schildern. Irgendwie scheint solch eine Zombiejagd der heimliche Wunschtraum so mancher Autoren zu sein. Man nehme sich eine Axt oder ein Gewehr und mähe damit die untoten Gestalten mal so reihenweise um, ein Truthahnschießen ist nichts dagegen. Zuletzt auch sehr medienwirksam in Ruben Fleischers Film Zombieland praktiziert. Da kommt sogar richtiger Spaß auf.
Aber, wie gesagt das Buch kriegt die Kurve und das, wie ich finde, sehr eindrucksvoll. Spätestens nach dem Zusammentreffen der drei Männer und dem Mädchen mit der Familie Chambers, Überlebende die sich in Atlanta verbarrikadiert haben, wird das Buch zu einer hervorragenden psychologischen Studie und nimmt gegen Ende hin wahrlich dramatische und herzzerreißende Form an. Es zeigt den Zerfall und den Irrsinn eines Menschen, der wirklich alles verloren hat und sich mit Gewalt und Verzweiflung an das klammert was er so sehr liebt und nun von ihm gegangen ist. Er beschreitet dabei einen Weg der geradezu von Perversion, Abartigkeit und Gewalt gespickt ist und dennoch kann ich ihm keinen Vorwurf machen; kann ich als Vater einer fast gleichaltrigen Tochter sogar Verständnis aufbringen. An so einem schrecklichen Schicksal sind schon viele guten Menschen zerbrochen. Aber nicht nur Philip zerbricht, sondern mit ihm auch die kleine Gruppe, die gemeinsam so viel schreckliches durchlebt hat, da er als Beschützer und Anführer wegfällt. Das Autorenduo hat hier durchaus glaubwürdige Charaktere, mit für mich nachvollziehbaren Handlungen, geschaffen.
Als ob der Kampf gegen die Untoten nicht ausreichen würde um die Überlebenden zu zermürben, nein, diese müssen sich auch noch untereinander bekämpfen, da es immer wieder Exemplare gibt die nun hoffen, sich mit Hilfe von Gewalt und Unterdrückung ihr eigenes Überleben zu sichern oder sich als Herrscher über eine Gemeinschaft aufschwingen zu können. Als Leser stelle ich mir unwillkürlich die Frage: Wann beginnt in diesem Buch eigentlich der Zerfall der Zivilisation? Ist es wenn die Untoten die Welt beherrschen oder doch eher, wenn die Überlebenden unter sich uneins sind und nur noch Misstrauen, Gewalt und Unterdrückung herrschen? Man sich gegenseitig um des eigenen Überlebens willen tötet und nur noch an sich denkt und den Gegenüber im Notfall im Stich lässt. Fast würde ich sagen das es bei letzterem der Fall ist.
Die Schreibweise von Jay Bonansinga, ich unterstelle einfach mal das er von den beiden als erfahrenerer Romancier das Buch geschrieben hat, ist relativ sachlich und nüchtern, aber auch bei Zeiten nicht weit vom Ekelfaktor entfernt. Wenn es darum geht die Untoten oder deren Essgewohnheiten zu schildern, greift er auf die allseits beliebten Verben, Adjektive und Nomen zurück. Dann gibt es schon mal schmatzende Geräusche wenn die halbverwesten Untoten sich kleinere Fleischfetzen oder Gedärme zu Gemüte führen. Aber, Freunde des Ekels seien gewarnt, kommt das relativ selten vor. Bonansinga und Kirkman konzentrieren sich oft und ausgiebig auf das Zusammenwirken und das Gefühlsleben der kleinen Gruppe, wobei das von Brian Blake im Vordergrund steht. Warum das so ist? Immerhin soll ja der Werdegang von Philip Blake, dem aus der TV Serie als Governor bekannten Despoten, erzählt werden und nicht der von seinem Bruder. Nun, das muss jeder Leser selbst herausfinden. Ich möchte jedoch nur anmerken, dass ich nicht nachvollziehen kann wie aus „Philip“ Blake solch ein Despot geworden sein soll. Sein Charakter im Buch unterscheidet sich doch erheblich von dem aus der Serie (ich habs bei wiki nachgelesen) und solch eine Verwandlung kann ich nicht wirklich nachvollziehen.
So faszinierend und positiv der Gesamteindruck des Buches für mich auch ist, gibt es dennoch eines mit dem ich mich einfach nicht, oder nur schwer, anfreunden kann. Die meisten Bücher die ich kenne bedienen sich der Vergangenheitsform bei der Erzählweise.
„Philip ging zum Auto, nahm sich das Gewehr und marschierte Richtung Garten.“
So bin ich es gewohnt, so lese ich es gerne.
Hier jedoch wird in der Gegenwartsform erzählt.
„Philip geht zum Auto, nimmt sich das Gewehr und marschiert Richtung Garten.“
Der Unterschied ist zwar nur marginal, reicht aber dennoch aus um mir erst mal ein Gefühl des "Fremdelns" zu geben, wenn ich das mal so sagen darf. Es ist einfach nicht üblich die Gegenwartsform zu wählen und mir gefällt das auch so gar nicht. Mittlerweile bin ich ja schon froh, mich an Geschichten, die aus der Ich-Perspektive erzählt werden, gewöhnt zu haben. Ich kann jedoch versichern: Ich arbeite dran.
Fazit:
Ein für mich durchaus sehr lesenswertes Buch das anfangs etwas zäh, danach jedoch umso intensiver die Geschichte vorantreibt. Mehr ein Drama das unter die Haut geht als ein vordergründiger Horror; und das hat mir ausgesprochen gut gefallen.