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Larry Niven

Ringwelt
Verrat der Welten

  • Autor:Larry Niven
  • Titel: Verrat der Welten
  • Serie:Ringwelt
  • Genre:SF
  • Einband:Taschenbuch
  • Verlag:Bastei Lübbe (Bastei Verlag)
  • Datum:16 März 2012
  • Preis:EUR 8,99 EUR

 
»Verrat der Welten« (Ringwelt) von Larry Niven


Besprochen von:
 
Flavius
Deine Wertung:
(4)

 
 
Seit Beowulf Shaeffer entdeckt hat das im Zentrum unserer Galaxis eine riesige Explosion stattfand, sind die Puppenspieler mitsamt ihren Planeten, in einer Art Weltenflotte, auf der Flucht in Richtung des galaktischen Nordens. Dabei haben sie viele Abenteuer zu bestehen.

Nachdem der Zwischenfall mit den Pak ad acta gelegt werden konnte, bahnt sich nun ein neues Problem an. Ein Problem in Form eines außerirdischen Volkes, der Gw’oth. Auf ihrer Flucht zum Rand der Galaxis müssen die Puppenspieler durch das Gebiet eben jenes Volkes. Eigentlich besteht nicht wirklich Grund zur Sorge, aber da die Puppenspieler unter Paranoia und Überängstlichkeit leiden und extreme Feigheit an den Tag legen, versucht man sich für alle Fälle Hilfe von außen zu besorgen.

So zieht Nessus aus um sich der Hilfe von Beowulf Shaeffer zu versichern. Da Shaeffer aber nicht aufzutreiben ist, greift sich Nessus Shaeffes Stiefsohn Louis Wu. Ebenfalls auf der Suche nach Hilfe ist der Puppenspieler Achilles. Dieser erhofft sich die Hilfe durch das überragende Wissen der Pak, welches irgendwo auf einer Art Bibliotheksflotte zu finden ist. Mit Hilfe von menschlichen Söldnern von New Terra greift Achilles eines dieser Schiffe an und scheitert. Erst im letzten Moment wird er von den zu Hilfe eilenden Nessus und Wu gerettet und auf ihr Schiff evakuiert.

Auf dem Weg zurück zur Weltenflotte kommen die beiden dabei einem perfiden Plan von Achilles auf die Schliche. Achilles, der unbedingt Hinterster (so eine Art Regierungschef) der Puppenspieler werden will, ist bereit dabei über Leichen zu gehen und ein Krieg zwischen der Weltenflotte und den Gw’oth wäre dabei ganz nach seinem Geschmack. Er muss dazu die Gw’oth nur genügend provozieren, eine Krise heraufbeschwören und seinen Artgenossen vorgaukeln das ein unmittelbarer Angriff der Gw’oth bevorstehen würde - um dann mit Hilfe der Pak Technik als strahlender Held aufzutauchen und die Gw’oth völlig zu vernichten. Aber Achilles hat seine Rechnung ohne Louis Wu, Nessus und Sigmund Ausfaller gemacht.

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Es ist schon erstaunlich wie man sich an manche Dinge gewöhnen und sie lieb gewinnen kann. Der Ringwelt-Zyklus ist für mich eines davon. Es mag so 20 Jahre zurückliegen das ich als junger SF – Begeisterter den ersten Ringweltroman gelesen habe. Ich war begeistert und fasziniert von diesem Konstrukt. Die Ringwelt ist wahrhaft gigantisch und zeugt von der überbordenden Phantasie des Autors. Immer wieder gerne, komme ich auf diese Welt und in den „bekannten Weltraum“ oder auch das Known Space Universe zurück. Die vorliegende Geschichte reiht sich nahtlos in dieses Universum ein.

Auch wenn es hier um einen Krieg, bzw. darum den Ausbruch desselbigen zu verhindern gilt, geht, ist das vorliegende Buch nicht unbedingt spannend zu nennen, die Spannungskurve hält sich also in Grenzen. Das liegt daran, dass Niven und Lerner ihr Hauptaugenmerk mehr auf die politischen Ränkespiele aller Beteiligten legen als auf handlungsreiche Action. Keine Sorge, die kommt zwar auch drin vor, wird aber nur kurz und eher nebensächlich behandelt. Hat man Niven in seinen Ringweltbüchern noch einen Hang zu ausschweifender Technik vorgeworfen, so konzentriert er sich hier mehr auf die Charaktere und deren Handlungen.

Die Helden fungieren dabei eher als Geheimagenten und politische Strippenzieher. Nicht der Kampf steht im Vordergrund, sondern vielmehr die Geschichte davor und danach. Kapitelweise geht es vorrangig um die Machenschaften von Achilles, der gerne Hinterster werden möchte, und dem Wirken von Baedeker, der Hinterster ist. Beide haben ihre Agenten und Doppelagenten und kämpfen um die Zukunft ihres Volkes, jeder davon überzeugt nur das Beste zu wollen. Dazwischen stehen Louis Wu und Sigmund Ausfaller, Chef von New Terra; beide, mehr oder weniger, auf das Wohlwollen der Puppenspieler angewiesen. Auch die politischen Ränkespiele der Gw’oth rücken mit der Zeit in den Mittelpunkt. Hier die Hauptwelt und auf der Gegenseite eine losgesagte Kolonie, die aber dennoch auf ihre Hauptwelt angewiesen ist. Das klingt vielleicht erst mal relativ langweilig, wenn man sich aber ansieht mit welcher Hinterlist und Rücksichtslosigkeit alle miteinander umgehen und intrigieren, wie mit den Ängsten und Nöten ganzer Völker gespielt wird, ist das ganze durchaus interessant und lesenswert. Es erinnert sehr an das Sujet der alten Dominc Flandry Bücher von Poul Anderson. Wenn man Louis Wu durch eben jenen Dominic Flandry ersetzt, passt das ganze dennoch.

Allerdings müssen Niven und Lerner wirklich aufpassen, dass die ganze Geschichte nicht zu kompliziert und zu unübersichtlich wird. Louis sagt an einer Stelle:
„Räder inmitten von Rädern inmitten von Rädern.“
Damit trifft er den Nagel auf den Kopf, denn es gibt sehr gut und passend die Situation der Geschichte wieder. Geheimdienstarbeit bedingt ja durchaus das man sich in kniffligen und komplizierten Situationen zu helfen weiß - wenn man es aber dann noch mit solch ausgebufften Paranoikern wie Sigmund Ausfaller oder den Puppenspielern zu tun hat, kann das alles sehr schnell ausarten. Die beiden Autoren haben aber rechtzeitig die Kurve bekommen und es macht doch Spaß die Geschichte zu lesen.

Die Charaktere werden in dem Buch nicht besonders tief ausgearbeitet, jeder fungiert im Rahmen seiner Rolle die von den Autoren vorgegeben wurde. Das ist allerdings nicht besonders schlimm, denn bei dem Buch handelt es sich um einen Band einer ganzen Reihe, soll heißen, dass sich die Komplexität der Charaktere aus allen Büchern der Reihe ergibt und diese somit durch jedes weitere Buch an Tiefe gewinnen.

Die vorliegende Geschichte ist in sich abgeschlossen, baut jedoch unmittelbar auf den Vorgängerbüchern Die Flotte der Puppenspieler, Weltenwandler und Der Krieg der Puppenspieler (allesamt bei Bastei Lübbe erschienen) auf. Meines Erachtens muss man die Vorgängerbücher nicht zwangsläufig gelesen haben, sollte sich jedoch etwas im Known Space Universum auskennen.

Da die Reise in den galaktischen Norden noch weit ist, werden (hoffentlich) weitere Bücher aus der Reihe erscheinen. Mit einem Schuss Nostalgiefaktor komme ich auf satte 4 Sterne für das vorliegende Buch.
 


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