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John Scalzi

Galaktische Mission

  • Autor:John Scalzi
  • Titel: Galaktische Mission
  • Serie:
  • Genre:SF
  • Einband:Taschenbuch
  • Verlag:Heyne Verlag
  • Datum:08 August 2016
  • Preis:9,99 EUR

 
»Galaktische Mission« von John Scalzi


Besprochen von:
 
Flavius
Deine Wertung:
(4)

 
 
Mit Galaktische Mission (OT: The end of all things) legt John Scalzi seinen nunmehr sechsten Band aus der Old Man's War Reihe vor. Genau wie bei dem Vorgänger, handelt es sich auch hier um eine Sammlung von Novellen, vier an der Zahl. Alle sind eng miteinander verknüpft und chronologisch aufeinanderfolgend. Themen, die in der ersten Novelle behandelt wurden, werden von Scalzi immer wieder aufgegriffen und weiter ausgebaut. Sie durchziehen das Buch wie ein roter Faden. Bei der fünften Novelle handelt es sich um eine Alternativfassung der ersten. Diese wurde als kleines Extra mit in die Sammlung aufgenommen.

Die vier Geschichten werden von unterschiedlichen Protagonisten und aus verschiedenen Blickwinkeln erzählt. Den überwiegenden Teil der Charaktere kennt man bereits aus dem Vorgängerband und sind dem Leser daher nicht unbekannt. Die erste Novelle handelt von einem tragischen Schicksal und wird aus der Sicht des Betroffenen erzählt. Der Schwerpunkt der zweiten und vierten Novelle liegt auf politischen und diplomatischen Aspekten, während der Schwerpunkt der dritten militärischer Natur ist.

Eine Organisation, die sich bereits im fünften Band angedeutet hat, und die das Verhältnis der Menschen gegenüber dem Konklave erschüttern möchte (soweit das überhaupt noch möglich ist), betritt offen die galaktische Bühne - das Equilibrium. Bei diesem handelt es sich um eine Gruppe Außerirdischer, deren Ziel es ist, das Konklave aufzulösen. Dabei nimmt man billigend auch die Auslöschung der Menschheit in Kauf.

Hier setzt die erste Novelle Das Leben des Geistes an. Der Pilot Rafe Daquin ist der letzte Überlebende des Frachtschiffs Chandler. Dieses wurde von den außerirdischen Rraey, einer federführenden Rasse innerhalb des Equlibriums, gekapert. Das Gehirn von Rafe wurde aus seinem Körper entfernt und direkt mit den Schiffssystemen verbunden. Er soll einen Auftrag für die Rraey ausführen und nach vollbrachter Leistung seinen Körper zurück erhalten. Rafe ist jedoch davon überzeugt, dass er nach Erledigung des Jobs getötet werden soll – wie auch die Besatzung der Chandler zuvor. Also geht Rafe alle Möglichkeiten durch, die ihm als Gehirn in einer Box zur Verfügung stehen.

Diese Geschichte liest sich zwar recht interessant, jedoch kommt die psychologische Seite etwas zu kurz. Die Art und Weise wie Rafe mit seiner neuen Situation als Gehirn in einer Box umgeht, ist etwas zu locker geschildert. Auch die Art und Weise wie er an Informationen, die sich für die KU als ungemein wertvoll erweisen, gelangt, ist eine Spur zu einfach.

In der zweiten Novelle Das ausgehöhlte Bündnis, erfahren wir mehr über die politische Situation innerhalb des Konklaves. Wir erleben die Geschichte durch die Augen von Hafte Sorvalh, der zweitmächtigsten Person innerhalb des Konklaves. Ihre ständigen Bemühungen alle Mitgliedsvölker auf Kurs zu halten und den Streit innerhalb des Konklaves zu schlichten, hat etwas rührendes an sich. Wie eine Kindergärtnerin, die ihre intriganten Schützlinge zur Ordnung ruft. Hier wird der Faden aus der ersten Geschichte überzeugend weitergesponnen.

Die unmittelbaren Folgen, die sich aus einer missratenen Politik ergeben können, erfährt man in Was Bestand haben kann nun aus der Sicht des einfachen Soldaten. Lieutenant Heather Lee befehligt ein vierköpfiges Einsatzkommando, das von A nach B geschickt wird, um die nach Freiheit und Unabhängigkeit strebenden Planeten der Kolonialen Union wieder auf Kurs zu bringen. Bei dieser Gelegenheit entwickeln ihre Untergebenen ihre eigenen Lösungsmöglichkeiten und diskutieren Fragen, die sich ein einfach Soldaten nicht stellen sollte – entlarven sie doch eine Politik des Handelns, die völlig aus dem Ruder zu laufen scheint. Gespickt ist diese Geschichte mit ein paar sehr witzigen Dialogen der vier Soldaten untereinander.

Siegen oder Untergehen ist der vierte Beitrag. Nachdem das Konklave, die Koloniale Union und die Menschheit auf der Erde erkannt haben wer ihr wirklicher Feind ist, nämlich das Equilibrium, werden auf die Schnelle neue Bündnisse geschmiedet und neue politische Strategien ausgearbeitet. Das nicht nur das Equilibrium, sondern auch große Teile des Konklaves, nichts gegen einen Untergang der Menschheit einzuwenden hätten, erschwert die Situation zusätzlich. Ebenso die Tatsache, dass sich die Koloniale Union und die Erde untereinander nicht besonders "grün" sind.

Wer nun glaubt, diese politischen Intrigenspiele seien langweilig zu lesen, irrt sich. Die Wege, die alle Protagonisten beschreiten müssen um sich aus dieser zunehmend gefährlicher werdenden Situation heraus zu lamentieren, sind verzwickt, aber auch ungemein einfallsreich. Zudem werden einige der vorherigen Themen, unter anderem die körperlosen Piloten in ihren Gehirnboxen (Rafe Daquin war nicht der einzige), wieder aufgegriffen und weiter ausgebaut.

Die fünften Novelle, Das Leben des Geistes (alternative Fassung), ist nur rudimentär vorhanden (das Ende fehlt) und eher allgemein gehalten. Sie erzählt zwar die gleiche Geschichte, nur stellt sie nicht Rafe Daquin in der Vordergrund, sondern wird aus einem anderen Blickwinkel und verschiedenen Protagonisten erzählt. Ein nettes Extra, aber durchaus verzichtbar.

Es ist vermutlich keine besonders „hohe Politik“ die John Scalzi zu Papier bringt, aber sie zeigt doch, wie schwer es ist, auf dem diplomatischen Parkett zu bestehen. Jedes Wort muss zweimal überlegt sein, jede Handlung auf mögliche Missverständnisse vorher abgeklopft werden. All das sind Probleme, mit denen sich Harry Wilson, Hafte Sorvalh, Danielle Lowen oder Diplomatin Abumwe im vorliegenden Buch auseinandersetzen müssen. Und das machen sie wirklich nicht schlecht.

Feiner oder manchmal auch zynischer Humor, geistreicher Wortwitz, all das, was man aus früheren Scalzi Büchern kennt, ist auch hier wieder vorhanden. Die Geschichten lesen sich leicht, unterhalten gut und machen, zumindest mir, Spaß. Auch wenn manchmal etwas Tiefsinnigkeit fehlt, regen sie zum Nachdenken an. Passend für die heutige Zeit, in der es im Hier und Jetzt politisch, gesellschaftlich und militärisch nicht zum Besten bestellt ist. Wer also eine nette Unterhaltung sucht, findet sie in Galaktische Mission.
 


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