Garth Nix
Das Imperium der Prinzen
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»Das Imperium der Prinzen« von Garth Nix
Stellen sie sich vor, sie sind ein privilegiertes Wesen. Biologisch und technisch erweitert und so modifiziert das sie besser sehen, hören und kämpfen können. Ihr Überleben ist jederzeit gesichert, da der Körper gegen alle Gefahren der Umwelt gewappnet ist. Sie werden zu einem Prinzen erzogen, in dem Bewusstsein, dass sie vielleicht eines Tages die Welt regieren können. OK, es gibt ca.10 Millionen Prinzen im Imperium aber egal. Sie sind einfach geeigneter und überlegener, eben der perfekte Kandidat. Und ihre Erzieher unternehmen natürlich alles, um sie in diesem Glauben zu lassen. Sie bekommen so liebreizende Charaktereigenschaften wie Blasiertheit, Großspurigkeit, Überheblichkeit, Arroganz und Sie wissen natürlich alles besser, sind anmaßend, übertrieben selbstbewusst und herrisch Abgeschirmt von der harten Realität des Alltags und ohne Vergleichsmöglichkeiten, formen Sie sich ihr Weltbild nach den fiktiven Erlebnissen einer Abenteuergeschichte, in der ein Prinz immer der Held und Retter des Imperium ist. Sie leben in einem Kokon, behütet, verzärtelt, verhätschelt und halten sich für den Mittelpunkt des Universums.
Endlich ist die Zeit gekommen, da die Menschheit das Privileg erhält, ihr Antlitz zu schauen. Ihre Ausbildung ist abgeschlossen und Sie müssen ein nützliches Individuum der Gemeinschaft werden, Ihren Obolus für das Imperium leisten. Und schnell wird klar, dass das Leben nichts mit einem Heldenepos gemein hat. Ihr Überlegenheitsgefühl verpufft angesichts des ersten Mordversuchs, den man gegen sie unternimmt. Das erste, was ihnen bei ihrem feierlichen öffentlichen Auftritt begegnet ist ein Laserblitz, abgefeuert um sie zu eliminieren. Und sie stellen fest: Sie sind ein niemand, sie wissen nichts und die ganze Welt ist euer Feind. Sie haben 10 Millionen Konkurrenten um den Thron des Imperators und jeder dieser Gegner trachtet euch nach dem Leben. Ihr seid alleine und euer ganzes selbstherrliches Gehabe verpufft angesichts der Brutalität der realen Welt. Zurück bleibt nur der Kern eures wahren Ichs, die Essenz dessen, was euch ausmacht. Nehmt ihr den Kampf auf oder verkriecht ihr euch in den letzten Winkel des Universums und sterbt wie eine feige Ratte?
So ergeht es Prinz Khemri. Zum Glück vereitelt sein ihm zugeteilter Assassinenpriester Haddad das Attentat und hilft dem jungen Mann, die ersten Stunden außerhalb seines Kokons zu überleben. Sobald Prinz Khemri sich mit dem imperialen Geist verbunden hat, kann er überleben. Er erweist sich als stärker und findiger als seine Gegner erwartet haben und er macht sich daran, seinen Weg im Universum zu gehen und seinen Platz zu finden. Der ihn natürlich, davon ist er absolut überzeugt, auf den Thron des Imperators führt. Doch je mehr er zu sich selbst findet und die die Fehler des Systems erkennt, desto mehr zweifelt er an seinem Ziel.
Kommentar:
Das Buch ist nicht sehr tiefschürfend aber es ist herrlich amüsant und unterhaltsam. Prinz Khemri erzählt die Geschichte aus seiner Sicht und er spart nicht an Selbstironie. Aus seiner jetzigen Position des Erzählers heraus kann er über seine Naivität und Dummheit von damals nur schmunzeln und er lässt durchaus erkennen, dass er sich selber für einen sehr arroganten Schnösel hält, der eine saftige Abreibung verdient hat. Doch er stellt sich den Herausforderungen des Lebens. Aus dem verwöhnten Prinz wird ein gemobbter und verhasster Kadett an der Militärakademie. Tief ist sein Sturz, doch er ist eine Kämpfernatur und gibt nicht auf.
Eines Tages wird sein Bewusstsein in eine nicht erweiterte Ausgabe seiner selbst transferiert. Ein Körper ohne biologische und technische Aufrüstung und ohne mentale Fähigkeiten, abgeschnitten vom imperialen Geist. Keine Muskelstimulationen mehr, kein integrierter Orientierungssinn, keine eingebaute innere Uhr und keine Sensoren, welche die Sicht erweitern. Verletzbar und alleine nur mit seinen erlernten Fähigkeiten und seinem erlernten Wissen beginnt der eigentliche Überlebenskampf. Der Autor schildert diese Wandlung auf sehr spannende und witzige Art und Weise, der Leser leidet richtiggehend mit dem Protagonisten, der trotz seiner arroganten Art bald die alle Sympathien auf seiner Seite hat.
Zu Beginn erinnert Prinz Khemri ein bisschen an Prinz Charming aus Shrek, doch im Gegensatz zu diesem, durchläuft der Charakter des Prinzen Khemri durchaus einige glaubhafte Wandlungen . Ohne seine modifizierten Körper beginnt Khemri sich auf seine eigentlichen Fähigkeiten, von denen er mehr hat als ihm zu Beginn bewusst ist, zu verlassen. Gleichzeitig wird er jedoch auch von den Machthabern manipuliert, ohne das er sich dessen bewusst. Er, und auch der Leser, wissen nicht, wohin ihn sein Weg letztendlich führt. Auf den Thron, ins Verderben oder auf gänzlich unbekannte Pfade.
Fazit:
Ideal für Einsteiger in die SF . Ein einzelner und abgeschlossener SF Roman, der es schafft, eine sehr gute und unterhaltsame Geschichte auf knapp 400 Seiten abzuschließen. Es müssen nicht immer unendliche Serien sein, obwohl der Autor bewiesen hat, dass er auch gute Serien schreiben kann.