Dennis E. Taylor
Die Singularitätsfalle
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»Die Singularitätsfalle« von Dennis E. Taylor
Schon sein ganzes Leben lang wird Bergmann Ivan Pritchard vom Pech verfolgt. Um seiner Familie endlich ein komfortableres Leben zu ermöglichen, möchte er sein Glück nun mit Asteroiden versuchen und heuert auf der »Mad Astra« an. Doch der Neue auf dem Schiff zu sein, ist gar nicht so einfach: Die Crew schikaniert ihn, und gewöhnt man sich eigentlich jemals an diese Schwerelosigkeit? Als sich aus den Tiefen des Alls eine dunkle Bedrohung nähert, die die Erde auszulöschen könnte, beschließt Ivan, sein Schicksal endlich selbst in die Hand zu nehmen...
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Die Singularitätsfalle von Dennis Taylor ist endlich mal wieder ein Buch, dem ich bedenkenlos die volle Zahl von 5 Sternen vergeben kann, denn mir hat es (offensichtlich) verdammt gut gefallen. Eine sehr unterhaltsame Story, gepaart mit sympathischen Charakteren und gespickt mit durchaus viel Humor. Gut, den Klappentext finde ich etwas unglücklich gewählt, passt aber dennoch im Großen und Ganzen.
Ivan Pritchard heuert auf einem Schiff, der Mad Astra, an, welches Asteroiden nach Mineralien und Erzen absucht und, wenn man fündig geworden ist, diese Asteroiden an riesige Konzerne zur Ausbeutung verkauft. Bereits bei ihrem zweiten Versuch landet die Crew einen Volltreffer und wird von einem Augenblick auf den anderen steinreich, und ich meine auch RICHTIG steinreich. Es hätte alles so schön werden können, wenn direkt neben dem Asteroiden nicht noch ein zweiter Babyasteroid gefunden worden wäre. Auf diesem Babyasteroiden wird eine schwache Strahlungsquelle geortet. Prompt macht sich Ivan auf um diese (auf eigene Kappe) zu untersuchen. Dabei wird er von etwas „gebissen“ und eine graue Substanz bereitet sich auf seinem Unterarm aus.
Wie wir später erfahren werden, handelt es sich dabei um winzige Naniten (Nanoroboter, die zur Manipulation einzelner Atome und Moleküle fähig sind), die mit der Zeit nicht nur Ivans Arm, sondern seinen ganzen Körper in eine Art elastisches Metall verwandeln. Es gibt keine Möglichkeit, diesen Vorgang zu stoppen oder rückgängig zu machen. Bei der Rückkehr zur Erde, wird die Mad Astra und ihre Crew in Quarantäne gesteckt und untersucht. Sie stehen nun unter der Obhut des Militärs und der Seuchenschutzbehörde IBS. Dort fragt man sich mittlerweile, ob es sich um einen Angriff von Außerirdischen handeln könnte und in wie weit der metallene Ivan Pritchard überhaupt noch menschlich ist und nicht vielleicht schon von einer feindlichen außerirdischen Macht übernommen wurde – was genaugenommen auch der Fall ist. Den Nanitenkörper steuert zwar noch immer Ivan, aber der kann jederzeit von den Naniten deaktiviert werden.
Ivan erfährt von den Naniten, nachdem endlich eine Verständigung möglich geworden ist, was der Sinn und Zweck der ganzen Umwandlung denn nun wirklich ist. Und die hat es verdammt noch mal in sich. Die Menschheit steht an einem Scheidepunkt und muss sich überlegen was ihr lieber ist: die totale Auslöschung oder ein Fortbestand als in Naniten hochgeladene Wesen. Denn da draußen in der Galaxis tobt ein schrecklicher Krieg. Dennoch ist Ivan davon überzeugt, dass es noch einen dritten Weg geben muss.
Die Geschichte wird hauptsächlich aus der Sicht von Ivan erzählt. Wir durchleben seine Ängste, seine Verzweiflung und seinen Versuch mit den Naniten Kontakt aufzunehmen, was sich als nicht ganz so einfach entpuppt. Der zweite Hauptcharakter ist Admiral Ted Moore vom Militär. Anfangs noch ganz besonnen, wird er im Laufe der Geschichte aber immer paranoider, was man ihm aber wirklich nicht verübeln kann. Als er erfährt, dass Ivan/die Naniten eine Kommunikationsanlage bauen um „nach Hause zu telefonieren“ greift er zum letzten Mittel und macht das, was das Militär halt so macht: er jagt irgendetwas in die Luft. Aber, wie gesagt, man hat Verständnis für sein Handeln. Da er es auf eigene Faust macht ohne die Befehlskette einzuhalten, bringt er sich in große Schwierigkeiten. Allerdings sieht er seine Fehler ein und lernt aus ihnen. Ihm ist es zu verdanken, dass sich im Endeffekt dann doch noch alles zum Guten wendet.
Die dritte Erzählebene ist eine Mischung aus der von Captain Jennings (Captain der Mad Astra), Dr. Kemp (Bordarzt der Mad Astra) und Dr. Narung (Ärztin bei der IBS). Sie freunden sich alle mit Ivan an und sind quasi seine letzten Verbindungen zu den „normalen“ Menschen. Bei seiner Suche nach einem dritten Weg sind sie ihm eine große Hilfe. Wie Ivan den Naniten und ihren Schöpfern mit Hilfe der Spieletheorie (die gibt es wirklich) und dem Kobayashi Maru Test (kennen wir von Star Trek) eine Nase dreht, ist wirklich toll und witzig beschrieben. Auf so etwas muss man erst einmal kommen.
Gut gefallen hat mir auch die Tatsache, dass eigentlich alle Seiten, inklusive der Naniten, nicht unsympathisch herübergekommen sind. Der Grund warum die Naniten die Erde letztendlich zerstören wollen, ist sogar irgendwie nachvollziehbar. Auch der Obernanit Ralph (keine Erklärung, einfach das Buch lesen) entwickelt durchaus einen Sinn für Sarkasmus und Ironie. Admiral Moore, so paranoid er im Lauf der Geschichte auch wird, schafft es über seinen Schatten zu springen und über den Tellerrand hinaus zu blicken. Und Ivan ist sowieso klasse. Wie er die Naniten und ihre Schöpfer vor eine dritte Möglichkeit stellt und somit, zumindest einen Patt erzielt, ist eigentlich genial. Eine win-win-Situation für alle.
Wer sich vielleicht fragt, wieso der Titel des Buches Die Singularitätsfalle heißt (ich habe mich das auf jeden Fall gefragt) dem sei gesagt, dass die Schöpfer der Naniten intelligente Völker durch eine Art Filter betrachten und bewerten.
1. Filter: Umweltzerstörung. Jedes Volk, dass diese nicht in den Griff bekommt vergiftet sich selbst und erleidet den Hitzetod
2. Filter: Atomkrieg. Bedeutet in der Regel das Ende der Zivilisation
3. Filter: Singularitätsfalle. Wenn eine Spezies eine Künstliche Intelligenz entwickelt und von dieser vernichtet wird. Was genau der Grund ist, warum es in der Galaxis zu einem Krieg gekommen ist und dessen Auswirkungen nun auch die Menschheit zu spüren bekommt.
Fazit
Dies ist nun das vierte Buch welches ich von Dennis Taylor gelesen habe und mir gefällt seine Schreibe ziemlich gut. Während ich sein Buch Außerirdisch als humorvoll, aber auch recht trivial, empfand, konnte mich Outland schon richtig begeistern. Auch Ich bin Viele , der erste Band aus seiner Bobivers Reihe, war unterhaltsam und gut. Für mich ein Autor, den ich auf jeden Fall im Auge behalten werde. Klare Leseempfehlung!