Dan Simmons
Elm Haven
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»Elm Haven« von Dan Simmons
Zeugnisausgabe und Beginn der Sommerferien! Was für ein Gefühl der Freiheit! Dale, Michael, Kevin Duane und ihre Freunde sehen voller Vorfreude auf die beste Zeit ihres Lebens! Die Jungs planen Abenteuer und Spaß. Doch schnell merken sie, dass dieser Sommer anders werden wird, denn das Böse geht in Elm Haven um. Es mordet, verbreitet Angst und Schrecken und jeder der ihm zu nahe kommt, gerät in seinen Bann. Was kann da eine Gruppe von 11jährigen schon ausrichten?
Das Cover zeigt zwei Jungs, die auf ihren Fahrrädern den Weg zur Old Central School hinauf radeln. Die Schule scheint verlassen, das Unkraut wuchert und durch die schwarz-weiß Gestaltung wirkt das Bild bedrohlich und düster. Sind die beiden auf der Flucht, oder suchen sie ein Versteck? Ganz klar wird das nicht und unterstreicht die bedrohliche, unheimliche Situation. Ich finde das Bild sehr passend zum Inhalt des Buches!
Brütende Sommerhitze überzieht das Land . Es ist Juni und die langersehnten Sommerferien starten. Dan Simmons schildert allein diese simplen Tatsachen so anschaulich, dass ich die Trägheit des Sommers genauso spüren konnte, wie die unbändige Freude der Jungs, endlich der Schule entronnen zu sein. Das Gefühl der Freiheit war fast zum Greifen nah und ich denke, dass jeder sich an genau den Moment in seinem Leben erinnern kann, als ihn dieses Gefühl übermannte; wenn die Sommerferien, die schier unendlich lange Freizeit vor einem liegt und man genau weiß, dass sie großartig werden! Die pure Lebensfreude, die einen durchströmt, wenn man ohne Zwang in den Tag hineinleben kann, sich mit Freunden verabredet und Abenteuer erlebt, die nur unter Gleichaltrigen möglich sind. Der Autor schafft es, diese Gefühl in mir wach und in Erinnerung zu rufen und ich fand es großartig!
Doch schnell kippte das Gefühl der Freude und wird von Angst, zunehmender Todesangst verdrängt, die ein Kind niemals spüren sollte. Wie ein Schatten legt sich die Beklemmung nicht nur über die Freunde, sondern auch über mich. Doch ist es wirklich nur ein Schatten in der Ecke, oder ist es etwas Lebendiges? Auch dieses wahnwitzige Unbehagen lässt der Autor gekonnt in mir heranwachsen; erst unmerklich und langsam, dann stärker und drängender.
Ich weiß nicht, ob ich es schade finden soll, dass einzig die Kinder den Schrecken sehen und fühlen können und er bei den Erwachsenen einfach spurlos verschwindet. Denn ich bin erwachsen und Dan Simmons signalisiert mir so, dass es ein Grauen gibt, dass an mir vorbeigehen kann. Ich bin sicher! Oder? Den Zweifel sät er gekonnt und er nagt an mir.
Dank des straff gespannten Spannungsbogens verlor ich zu keiner Sekunde die Lust am Lesen, auch wenn das Buch arg dick ist. Hin und wieder dachte ich zwar, dass die Schilderungen der Umgebung doch etwas kürzer ausgefallen sein könnten, aber komischerweise erzeugt genau dies bei mir Spannung! Ich ließ mich von Dan Simmons Schilderungen der wogenden Maisfelder oder eines Waldes regelrecht einlullen, nur um den plötzlich auftretenden Schrecken bis ins Mark zu spüren.
Wenn man mit Gewalt an dem Buch einen Kritikpunkt sucht, wird man natürlich einen finden. Für mich war es das Alter der Protagonisten. Mir fehlte und fehlt einfach die Vorstellungskraft, dass Kinder mit elf Jahren so vernünftig, organisiert und mit Waffengewalt gegen das Böse, oder überhaupt einen Feind ins Feld ziehen. Auch die Einblick in die Denkweise der Kinder wirken merkwürdig, da sie angeblich noch so klein sind. Fünf bis zehn Jahre älter oder eine andere Denkweise und ich wäre voll konform gegangen.
Mein Fazit
Spannend von der ersten bis zur letzten Seite! Dan Simmons versteht es, seine Leser einzufangen, in Sicherheit zu wiegen und dann gnadenlos zuzuschlagen!