Dan Abnett
Planet 86
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»Planet 86« von Dan Abnett
Planet 86, gerade erst neu entdeckt und darum noch ohne Eigenname , wird durch den von der Erde stammen Konzern GEO (Geoplanitia Enabling Operator) zur Kolonisation durch Menschen ausgebaut und urbar gemacht. Die ersten Siedler sind bereits eingetroffen und haben sich, mehr oder weniger, gemütlich eingerichtet. Die militärische Präsenz auf dem noch namenlosen Planeten übernimmt das SOMD, in etwa vergleichbar mit den heutigen UNO Friedenstruppen. Diese Präsenz ist auch bitter nötig, da die Menschheit an sich immer noch zersplittert ist. Die wichtigsten Splittergruppen auf Planet 86 sind dabei der Block, also die russische Seite, und die US (United Status), vergleichbar mit den heutigen Vereinigten Staaten von Amerika.
Die Stimmung auf Planet 86 ist nicht sehr gut und wird von lokalen Scharmützeln des SOMD mit paramilitärischen Einheiten begleitet. Offiziell wird dem GEO und seiner Vorgehensweise die Schuld daran gegeben. Ein höherer Angestellter von GEO, Bari Apfel, weiß jedoch das es nicht so ist. Für ihn steht fest, dass nicht GEO die Schuld an den Scharmützeln trägt, sondern sich der Block und die US inoffiziell bekämpfen. Der Grund ist einfach: Der zweite Mond des Planeten, Fred genannt, birgt unglaublich große Mengen an den begehrten Transuranen. Um seinen Verdacht offiziell zu bestätigen, reift in Bari Apfel ein Plan heran. Bei einem der nächsten militärischen Zwischenfälle möchte er einen Journalisten in die Reihen der SOMD einschleusen der dann aus erster Hand miterleben soll, was wirklich abgeht. Natürlich kann Apfel nicht einfach einen Journalisten einschleusen, dass würde das SOMD nicht gestatten. Aber, es gibt die Möglichkeit einer sensorischen Reposition. Hierbei wird das Bewusstsein eines Menschen in den Körper einer zweiten Person „geladen“ und kann so, normalerweise völlig passiv und ohne die Möglichkeit aktiv am Geschehen teilzunehmen, miterleben, was diese Person hört, sagt und sieht. Der Soldat Nester Bloom stellt hierfür seinen Körper, in Absprache mit dem GEO und ohne Wissen des SOMD, zur Verfügung und der Journalist Lex Falk soll als Bewusstsein in ihn „hineingeladen“ werden. Das Problem ist nur, das Bloom während des Einsatzes schwerstverwundet wird. Aber gerade durch diese schwere Verwundung ist Falk nun in der Lage, den Körper aktiv zu übernehmen. So gelingt es ihm eine unglaubliche Verschwörung und die wahren Hintergründe der Scharmützel, die sich mittlerweile zu einen Krieg ausgedehnt haben, zu ermitteln.
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Dan Abnett, den die meisten wahrscheinlich durch seine Bücher in der Reihe Warhammer 40000 kennen , hat mit dem vorliegenden Buch einen für mich absolut spannenden, fesselnden und begeisternden Roman vorgelegt. Ein Buch, dass nicht nur in der Zukunft spielt, sondern auch heute brandaktuell ist. Das Zusammenspiel von Militär und Presse.
Der Tragödiendichter Aischylos hat einmal gesagt „Das erste Opfer des Krieges ist die Wahrheit“. Dieses Buch gibt ihm Recht. Wenn etwa das SOMD bewusst falsche Informationen in einer Pressekonferenz herausgibt und die Reporter zu angeblichen Kriegsschauplätzen führt, die eigens für diese Show vorbereitet wurden, weiß man was Aischylos mit dem Zitat gemeint haben könnte. Es hat schon etwas verschwörerisches an sich wenn sich der Journalist Falk mit dem Beamten des GEOs trifft oder mit seinen Kollegen die Lügen und Halbwahrheiten des SOMD bespricht. Dieser Punkt ist sehr glaubhaft und treffend von Abnett dargestellt worden und passt wunderbar auch in unsere heutige Zeit. So oder ähnlich könnte es sich im Irak Krieg zugetragen haben.
Auch die Atmosphäre die Abnett in dem Buch aufbaut ist fesselnd und überzeugend. Man hat als Leser wirklich das Gefühl sich auf diesem, gerade in der Kolonisierung befindlichen, Planten zu bewegen. Man erlebt die Kampfhandlungen wirklich mit und liest sie nicht nur. Zumindest gings mir so. Ab und an erinnert mich das Buch an den Film Killing Fields , in dem eine Gruppe von Reportern über die Schlachtfelder Vietnams irrt und den Irrsinn des Krieges aufzuzeigen versucht. Durch seine Hauptfigur, Lex Falk, einem desillusionierten, mit allen Wassern gewaschenen und mit allen Preisen ausgezeichneten Starjournalisten, bekommt das Buch einen mehr als sympathischen Hauptdarsteller. Seine trockene Art und schlagfertigen Antworten erinnern an John Perry aus Scalzis Buch Krieg der Klone . Überhaupt wage ich mal zu behaupten: Wer Scalzi mag, mag auch dieses Buch.
Seine Erfahrung als Warhammer 40000 Autor kommt Abnett auch sehr in den Abschnitten zugute, in denen es um die Kampfhandlungen geht. Diese machen pi mal Daumen rund 2/3 des Buches aus. Routiniert und mit einiges an Hintergrundwissen kommen diese Kampfhandlungen recht glaubwürdig daher. Sie sind fesselnd und spannend. Man leidet mit den Akteuren richtig mit, etwas, das ich nicht von jedem von mir gelesenen Buch behaupten kann.
Auch ein kleines lustiges Bonmot hat Abnett zu bieten. Da es bei Reportern nicht gerne gesehen wird wenn während einer Sendung oder Reportage geflucht wird, gibt es eine Art Sprachpflaster mit dessen Hilfe man Kraftausdrücke unterbinden kann. Diese Kraftausdrücke, im heutigen TV ist dann immer ein den Ausdruck überlagernder Piepton zu hören, werden durch einen gesponserten Ausdruck - Freeking® - ersetzt. Wenn also jemand mit Sprachpflaster im Buch flucht, liest man zum Beispiel solche Sätze: „So eine freeking® Situation. Der freeking® soll sehen, dass er in die Pötte kommt.“
Wenn man erst mal weiß was dieser Ausdruck bedeutet, er wird erst im weiteren Verlauf der Story erklärt, kann man darüber immer schmunzeln.
Auch wenn ich das Original nicht kenne, würde ich mal sagen, dass der Übersetzer Alfons Winkelmann hier eine gute Arbeit verrichtet hat. Das Buch liest sich sehr flüssig und ohne irgendwelche Wortakrobatik. Die militärischen Ränge wurden ins Deutsche übersetzt. Das liest sich in solch einem Buch zwar teilweise recht gewöhnungsbedürftig, ist jedoch nicht weiter schlimm. Ob es nun ein Sergeant oder Private ist oder doch eher ein Feldwebel und Gefreiter machen nicht so den Unterschied aus. Auch das Wort –Furzknoten- taucht des öfteren im Text auf und ich frage mich unwillkürlich, wie das wohl im Original dort stand.
Abschließend kann ich für mich feststellen, dass mir das Buch außerordentlich gut gefallen hat. Ein echter Pageturner mit einem überraschenden Ende. Sicherlich werden bei Zeiten noch Planet 87 und 88 entdeckt werden und es würde mich freuen, wenn Dan Abnett sich auch dieser neuen Welten annehmen würde.