Col Buchanan Farlander 1
Der Pfad des Kriegers
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»Der Pfad des Kriegers« (Farlander 1) von Col Buchanan
Bar-Khos ist eine Stadt, die seit zehn Jahren unter Belagerung steht. Das Volk der Mhann hat mittlerweile fast alle Länder der bekannten Welt unterworfen und nun möchten sie auch die letzte Bastion des Widerstandes zu Staub zermahlen. Die Mhann sind ein brutales Volk, deren Leben von einer grausamen Religion bestimmt wird. Eroberung und Tod gehören zu ihrem Glaubensbekenntnis.
In dieser Stadt treffen zwei Menschen aufeinander, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten: Ash ist ein alter und kranker Mann aber ein begnadeter Schwertkämpfer, der etwas von seinem Wissen, seinem Können und seiner Weisheit der Nachwelt hinterlassen möchte. Fern seiner Heimat Farland hat er sich einst dem Orden der Röschun angeschlossen. In diesem Orden wird man als Attentäter ausgebildet. Die Mitglieder werden angeheuert wenn unschuldige Opfer ermordet wurden und dafür Vergeltung verlangt wird. Sie unterliegen einem strengen Ehrenkodex und die Erfüllung eines angenommenen Kontrakts ist oberste Pflicht. Versagt ein Röschun bei einem Auftrag, übernimmt das nächste Mitglied des Ordens dessen Platz um die Aufgabe zu erledigen, so lange, bis sie erfüllt ist. Sie geben somit den Ermordeten ein Gesicht und eine Stimme. Ash ist der beste Attentäter seines Ordens, ein Meister der Schwertkunst, wie ihn die Welt noch nie gesehen hat, doch eine Krankheit beeinträchtigt sein Augenlicht, so dass er das Ende seiner Karriere nahen sieht. Sein Meister bittet ihn, den aktiven Dienst einzustellen und sich zur Ruhe zu setzen. Doch dies würde für Ash bedeuten sich mit seiner Vergangenheit, seiner Heimat und seinen Verlusten auseinander zu setzen.
Nico ist ein armer, junger Mann, den das Leben bisher bitter enttäuscht hat und der keinem klaren Ziel folgt. Er ist von zu Hause ausgerissen und lässt sich treiben. Als er von Ash bei einem Diebstahl erwischt wird, erkennt dieser das Potenzial des Jungen und nimmt ihn als Lehrling auf. Ein nie da gewesenes Ereignis, denn Ash hat sich in seinen zweiundsechzig Jahren bisher immer geweigert, jemanden zu unterrichten. Durch die Fragen des jungen Mannes öffnet sich Ash langsam wieder für die Welt.
Gemeinsam suchen die beiden Männer den Orden auf, wo Nico mit seiner Ausbildung beginnt. Er hat es schwer dort Freunde zu finden. Viele sind eifersüchtig auf seine Stellung als Ash’ Lehrling und Nico selber ist ein sehr introvertierter Mensch. Er zweifelt an seiner Fähigkeit, einem Menschen das Leben zu nehmen, trotz allem absolviert er die Ausbildung ohne Klagen, da er sich dem alten Mann verpflichtet fühlt.
Als der Kronprinz der Mhann eine junge Frau ermordet, die unter dem Schutz der Röschun steht, ist dies eine kaum zu bewältigende Herausforderung für den Orden. Sie müssen in das Zentrum der mächtigsten Stadt der Mhann eindringen und den angehenden Herrscher ermorden. Ein Kontrakt, durch den der Orden durchaus vernichtet werden kann, denn der Gegner ist fast unbesiegbar. Hinter ihm stehen gewaltige Heere, während die Röschun nur aus einer Handvoll Männer bestehen.
Sind die beiden unterschiedlichen Männer bereit für diese Aufgabe?
Kommentar:
Für diese Geschichte ist es nicht relevant, in welchem Land oder auf welcher Welt sie spielt, ob sie starke Fantasyelemente enthält oder nicht. Wichtig sind die beiden Hauptpersonen, denen der Autor hier Leben einhaucht. Obwohl beide an unterschiedlichen Punkten des Lebens stehen, ähneln sich ihre Charaktere sehr. Beide haben fast alles verloren was ihnen lieb und teuer ist und beide sind Eigenbrötler und scheuen den Kontakt zu ihren Mitmenschen. Jeder findet in dem Anderen etwas, was ihm selber fehlt und zusammen bilden sie eine Einheit.
Col Buchanan beschreibt die Annäherung der beiden Männer sehr gefühlvoll und glaubwürdig, nie zu dramatisch oder aufdringlich. Es ist eine langsame und ruhige Annäherung, beide Figuren haben Zeit, sich zu entwickeln und sich dem Leser zu präsentieren. Das mag sich langweilig anhören, ist es aber nicht. Denn beide Männer sind so facettenreich und tiefgründig, dass es spannend ist, sie kennen zu lernen und zu begleiten. Und auch der Humor kommt hier nicht zu kurz. Die Dialoge der beiden bringen den Leser oft zum Schmunzeln. Auf der einen Seite der wissbegierige und nervige junge Mann, auf der anderen Seite der mürrische und mundfaule Alte.
Die Nebenfiguren bereichern die Geschichte noch um einiges. Die dekadenten und herrschsüchtigen Mhann, die ihre Religion als Alibi für die Eroberung und Unterdrückung ganzer Völker benutzen, die Führer der Stadt Bhar-Kos, die sich hinter ihren Mauern sicher fühlen und die Ratschläge alter Veteranen ignorieren, die Mitbrüder des Ordens, unter denen ein starker Konkurrenzkampf stattfindet und nichts ist so klar und einfach wie es scheint.
Das etwas einfallslose Cover des Buches spiegelt leider die spannende Geschichte in keinster Weise wieder. Geheimnisvolle, in Kapuzenmäntel verhüllte Gestalten, finden wir mittlerweile auf fast allen Neuerscheinungen. Hier würde ich mir von den Illustratoren als auch von den Verlagen mehr Mut wünschen. Mit Wehmut denke ich da an die alten Ausgaben der Goldmann Fantasy TB der achtziger Jahre, bei denen jedes Cover ein wahres Kunstwerk war und immer einen Teil der Geschichte wieder gespiegelt hat. Als Trost findet der Leser aber immerhin eine detaillierte Karte der Reiche im Inneren.
Fazit:
Eine spannende Geschichte über zwei Außenseiter deren Schicksal untrennbar miteinander verbunden ist, erzählt in einer warmherzigen Art. Einen 62 Jahren alten müden Krieger zur Hauptfigur eines Romans zu machen, in einer Zeit, in der jugendliche Helden die Buch- und Filmwelt erobern, ist mutig aber das Wagnis hat sich gelohnt.