Stephen King
Doctor Sleep
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»Doctor Sleep« von Stephen King
Daniel Torrance konnte damals mit knapper Not und Glück mit seiner Mutter aus dem Overlook Hotel entkommen. Dank seines Shining - seiner Hellsichtigkeit - und seines väterlichen Freundes Dick Hallorann, der ebenfalls des Shinings mächtig ist, gelang ihnen die Flucht.
Jetzt ist Daniel erwachsen und ein Säufer wie er im Buch steht. Nach einem besonders schlimmen Aussetzer, will Daniel sein Leben wieder in die Hand nehmen: Weg vom Alkohol und sich endlich eine Zukunft aufbauen.
Währenddessen wächst Abra Stone in einem Nachbarort heran. Sie ist einer der stärksten Steamhead aller Zeiten und nimmt unbewusst immer wieder mental Kontakt zu Daniel auf. Abra wird älter, Abra wird stärker und mit ihrer Stärke nähert sich unaufhaltsam der Wahrere Knoten. Eine Geheimgesellschaft, die es auf das Steam von Kindern abgesehen hat und dafür tötet. Grausam. Brutal. Sadistisch. Und sie kommen näher. Sehr nahe.
Das Cover ist sehr dunkel gehalten. Es zeigt eine offene Flasche, der Rauch entsteigt. Doch es ist kein Rauch, sondern gereinigter Steam. Ich finde das Bild sehr gut zu Titel und Inhalt gewählt, da es in seiner Schlichtheit den schrecklichen Inhalt des Buches perfekt widerspiegelt.
Es ist schon lange her, dass ich ein Buch von Stephen King gelesen habe - des Großmeisters des Horrors . Shinig ist mit sein bekanntestes Werk und so freute ich mich sehr, als ich sah, dass mit Doctor Sleep eine Fortsetzung erscheinen sollte. Doch kann dieses Werk wirklich da anknüpfen, wo Shining aufhörte? Oder zerstört eine Fortsetzung gar den Horror, den Shinig bisher in mir auslöste? Die Antwort lautet Ja und Nein.
Dank kurzer Rückblicke wird das Vorgängerwerk den Lesern mit aller Deutlichkeit zurück ins Gedächtnis katapultiert. Ich denke, dass man Shining unbedingt gelesen haben sollte, bevor man sich an Doctor Sleep wagt, da das Grauen dann einfach lebendiger ist. Zudem fand ich es einfach schön, als alte Bekannte wieder auftauchten. Auch wenn schön mit Sicherheit das falsche Wort ist...
Stephen King baut seinen Roman in gewohnter Manier auf: Vorgeschichte, Hauptteil und famoser Schluss . Kennt man ein Werk, kennt man alle. Trotzdem ist die Handlung absolut nicht vorhersehbar und spannend bis zur letzten Seite. Immer wieder werden verblüffende Wendungen in der Geschichte vollzogen, die ich weder habe kommen sehen, noch geahnt habe. Ständig fieberte ich mit den Protagonisten mit und ließ mich völlig in die Handlung hineinreißen. Durch häufige Wechsel der Personen und der Örtlichkeiten wird Spannung aufgebaut und das Interesse wach gehalten. Verblüfft hat mich, dass Doctor Sleep lang nicht so düster und beklemmend ist, wie sein Vorgänger. Dies liegt zum Großteil natürlich an der Umgebung. Während Shinig auf ein Hotel beschränkt war, steht diesem Buch alles offen. Die grenzenlose Weite der amerikanischen Highways und die Anonymität diesen gewaltigen Landes. Das beklemmende Gefühl fällt zwar weg, aber trotzdem jagte das Buch mir einen Schauer nach dem anderen den Rücken hinunter. King kreiert ein Schreckensszenario nach dem anderen und immer wenn ich dachte, dass es nicht schlimmer kommen kann, setzte er noch einen drauf. Unglaublich! Aber er ist und bleibt eben eine Größe in der Horror-Literatur.
Hauptsächlich beschränkt King sich auf zwei Protagonisten: Daniel und Abra. Daniel konnte nur mit Mühe dem Schrecken des Overlook Hotels entkommen und seit dem nimmt sein Leben eine Richtung, mit der nicht fertig wird. Daniel besitzt die Gabe des Shinig, einer Art Hellsichtigkeit und anderer Kräfte. Doch statt dies als Segen anzuziehen, ist es ein Fluch für ihn, dem er mit Alkohol zu entkommen versucht. Ich hatte immer das Gefühl, dass wenn seine Kindheit nicht im Overlook Hotel ein plötzliches Ende erfahren hätte, Daniel eine Zukunft gehabt hätte und sein Lebensweg ein völlig anderer gewesen wäre. Diese Gedanken scheinen auch ihn zu quälen; doch statt sein Leben in die Hand zu nehmen und ihm eine Richtung zu geben, dümpelt er vor sich hin. Bis er eines Tages nach einem Alkohol-Drogen-Rausch ein Schlüsselerlebnis hat und sein Leben ändert. Endlich kommt das ans Licht, was in ihm schlummerte und er wurde für mich ein kleiner Held, der Sterbenden zur Seite steht. Daniel ruht plötzlich in sich selber. Seine Gedanken drehen sich nicht mehr ausschließlich um sich selber. Die Entwicklung, die er durch lief, war für mich genauso spannend, wie der Rest des Buches!
An seiner Seite ist die kleine Abra. Ihr Shinig hat eine nie geahnte Kraft, die sie ganz natürlich zu nutzen weiß. Abra lernt schnell, dass sie ihre Kräfte verbergen sollte und versucht, sich ganz von ihnen zu lösen. Doch wer mit dem Shinig gesegnet ist, der entkommt ihm nicht.
Beide Protagonisten agieren wunderbar miteinander und ergänzen sich auf eine Art und Weise, wie ich es nicht für möglich gehalten hätte. Die Rollenverteilung schwankt und nichts ist so, wie es auf den ersten Blick zu sein scheint.
Mein Fazit
Eine wundervolle Fortsetzung für Shinig! Nicht ganz so brutal, eher nachdenklich, aber für mich ein Meisterwerk!