Scott Sigler
Infiziert
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»Infiziert« von Scott Sigler
Ganz normale Menschen werden plötzlich zu Mördern. Sie schlachten ihre Familien ab und dann sich selbst. Während die Regierung alles in ihrer Macht stehende tut, um die Sache einzudämmen, arbeitet die Epidemologin Margaret Montoya fieberhaft daran, zu verstehen, was eigentlich gerade geschieht. Doch die hinterbliebenen Leichen zersetzen sich schneller, als die Ärzte arbeiten können und hinterlassen einen übel riechenden, schwarzen Schleim.
Während die CIA, der Präsident und die Wissenschaftler noch arbeiten, kämpft Perry Dawsey mit seinen eigenen Problemen. Sein Körper wird von unheimlichen Dreiecken belagert, die sich in sein Denken einschleichen und nach und nach versuchen, sein Körper zu übernehmen.
Ist das Ende der Menschheit gekommen?
Das Cover zeigt eine Geflügelschere, die darauf zu warten scheint, endlich etwas zwischen ihre Schneidklingen zu bekommen. Es wirkt schaurig und gewalttätig. Zusammen mit dem Klapptext war es ausschlaggebend, dass ich zu diesem Buch griff.
Infiziert ist ein frühes Werk von Scott Siglers, was leider deutlich zu merken ist. Er scheint sich förmlich in seinen Ausführungen zu verlieren und hat noch nicht die Macht entwickelt, mit seinen Lesern zu spielen, wie in seinen anderen außergewöhnlichen Büchern. Die Handlung und die Idee, die hinter seinem Thriller stecken, dass eine unerklärliche Macht die Menschheit übernehmen möchte, ist zwar interessant, wird aber meiner Meinung nach nicht wirkungsvoll umgesetzt. Der Horror wird zu deutlich und mit zu vielen wissenschaftlichen Begriffen geschildert, so dass wenig Raum bleibt, um mit der eigenen Phantasie zu spielen. Ansätze seines großartigen Talents sind zwar erkennbar, hätten aber für meinen Geschmack wesentlich deutlicher ausgearbeitet werden können. Der Grat der Glaubwürdigkeit wird deutlich überschritten und ein Szenario kreiert, welches mich zwar fesseln, aber nicht begeistern konnte.
Zudem gibt es nicht viele Handlungsorte, was mich allerdings kaum störte. Der Hauptschauplatz ist in Perry Dawseys Wohnung, die recht klein ist und durch die unheimlichen Vorgänge fast etwas Klaustrophobisches erhält. Es schnürte mir förmlich die Kehle zu und ich was stets dankbar, wenn der Schauplatz wechselte und die Geschichte eine neue Wendung nahm. Wie in einem Puzzle setzen sich die einzelnen Handlungsstränge mehr und mehr zusammen und ergeben ein schauriges Gesamtbild.
Seine Protagonisten sind Scott Sigler gut gelungen. Doch auch hier schießt er meiner Meinung über das Ziel hinaus, in dem Versuch, ihnen Glaubwürdigkeit einzuimpfen. Gerade die Epidemologin Margaret Montoya hätte ein riesiges Potenzial gehabt. Sie entdeckt als erste den merkwürdigen Virus und wird sofort von der Regierung rekrutiert. Wie ein braves Lamm, folgt sie den Anweisungen und entwickelt erst nach und nach, dank vieler Hilfestellungen, ihre Charakterstärken. Je weiter die Handlung sich entwickelte, desto sympathischer wurde mir diese taffe Frau!
Perry Dawsey, ehemaliger Football-Star, der seinen Jähzorn nicht kontrollieren kann, wird mit dem Virus, den Dreiecken, angesteckt. Da er der Welt eher misstrauisch gegenüber steht, versucht er dieses Problem selber in den Griff zu bekommen. Die Mittel sind eher gewöhnungsbedürftig und bewegen sich hart an der Grenze des Erträglichen. Es wirkt auf mich schon fast grotesk, wie dieser Mensch mit sich und seinem Körper umgeht, aber vermutlich wollte Sigler genau diesen Eindruck erwecken.
Ansonsten wirken die Charaktere eher farblos, auch wenn sie durchweg einen mehr als interessanten Hintergrund von Sigler erhalten haben. Es steckt eindeutig Potenzial dahinter, welches ich im zweiten Band zu finden hoffe. Alle sind unterschiedlich und das einzige, was sie verbindet, ist der Kampf gegen die Dreiecke. Charakterstärke trifft auf Weichlinge und gemeinsam scheinen sie ein unschlagbares Team zu bilden.
Mein Fazit
Leider nicht so packend und mitreißend wie Scott Siglers andere Werke. Trotzdem freue ich mich sehr auf Teil zwei!