Peadar Ó Guilín
Die Kuppel
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»Die Kuppel« von Peadar Ó Guilín
Eine Welt ohne Ressourcen . Die Bevölkerung lebt ausschließlich von der Jagd, Ackerbau und Landwirtschaft sind unbekannt. Die Alten, Schwachen und Kranken dienen den Völkern lediglich als Handelsgut, um Nahrung einzutauschen. Wer nicht für sich sorgen kann, hat keine Existenzberechtigung mehr. Sie wissen von ihrem Schicksal, teil einer Nahrungskette zu werden, doch sie akzeptieren es, zum Wohle ihres Stammes. Sie kennen nichts anderes und ihr Fleisch bedeutet überleben für die Mitglieder ihrer Gemeinde. Diese grausame und rückständige Welt wird von einer riesigen Kuppel umspannt, an der Sphären ihre Bahnen ziehen. Ab und zu fällt eine diese Sphären vom Himmel, doch die Bewohner des Landes können mit den Trümmern nicht viel anfangen.
Stolperzunge ist ein Mitglied des Menschenstammes , so genannt, weil seine Zunge die Worte nicht korrekt formen kann. Als er und sein Bruder Wandbrecher, der große Held des Stammes auf der Jagd sind, werden sie von den Panzerrücken gefangen genommen. Stolperzunge kann fliehen und er setzt alles daran, seinen Bruder zu retten. Wandbrecher, das Vorbild aller jungen Männer seines Volkes, wird angesichts seines bevorstehenden Todes zu einem jämmerlich, winselnden Feigling. Sein Bruder wird Zeuge dieses Szenario, als er Wandbrecher aus den Händen des Feindes befreien kann. Auf ihrer gemeinsamen Flucht vor den Panzerrücken lässt Wandbecher seinen Retter im Stich, kehrt zu seinem Stamm zurück und lässt sich als Held feiern. Er berichtet allen, dass Stolperzunge im Kampf getötet und er selber, trotz heroischer Rettungsversuche, fliehen musste. Doch Stolperzunge überlebt und kehrt zu seinem Stamm zurück. Er ist fortan der Stachel im Fleisch seines Bruders, denn er kennt nun das verfaulte Innere von Wandbrecher und seine Geheimnisse.
Obwohl Solperzunge ihn niemals verraten würde , geht Wandbrecher seinem Bruder immer mehr aus dem Weg. Doch als Stolperzunge bei einer Mission schwer verletzt wird, ist es sein Bruder, der ihn beschützt und für seine Nahrung aufkommt. Da Stolperzunge nicht mehr jagen kann, ist er dem Stamm nicht mehr von Nutzen und würde somit als Opfergabe ausgewählt. Über vierzig Tage dauert die Genesung des jungen Mannes und er ist seinem Bruder zu ewigem Dank verpflichtet.
Aber wie schon bei vielen Brüdern zuvor , scheitert auch hier die Bruderliebe an der Liebe zu einer Frau. Als beide Männer die Frau begehren, die vom Himmel fiel, werden sie zu erbitterten Feinden. Von seinem Bruder verraten, flieht Stolperzunge mit der fremden Frau. Ihm eröffnet sich eine unerwartete Welt voller Gefahren, Wunder und Abenteuer. Sein ganzes bisheriges Leben erstreckte sich auf nur wenige Quadratkilometer. Nun liegt eine ganze Welt vor ihm und Dinge, die er als gegeben hingenommen hat, werden in Frage gestellt.
Bei ihrer Flucht treffen sie auf eine Gruppe anderer Menschen , welche die Sphären verlassen haben. Hilflos, ohne ihre Technik und ihre Maschinen, werden sie schnell Opfer der einheimischen Spezies. Stolperzunge nimmt sich der Menschen an und kann nun beweisen was in ihm steckt.
Kommentar:
Das Buch ist sehr einfach gestaltet , es gibt keine Karte, kein Personenregister und keine Übersicht der verschiedenen Spezies. Alles bleibt der Fantasie des Leser überlassen. Der Autor bedient sich einer einfachen Sprache ohne Raffinessen. Obwohl die Geschichte vorhersehbar ist, mangelt es ihr nicht an Spannung. Die Spezies sind sehr unterschiedlich und sehr ausführlich beschrieben. Die Gattungen reichen von Spinnenkreaturen über Echsenwesen bis hin zu Menschen. Die Welt ist gnadenlos und Schwächlinge haben auf ihr kein Platz.
Da kein Ackerbau stattfindet und keine Waren hergestellt werden , ist Fleisch die wichtigste Nahrungsquelle. Wer dem Stamm nicht mehr dienen kann, wird an andere Spezies als Nahrung übergeben, im Gegenzug erhält man Fleisch, das den eigenem Stamm ein Überleben ermöglicht. Da die Spezies nicht verbal miteinander kommunizieren können, gibt es keine Allianzen. Das ändert sich, als die Panzerrücken in einer abgestürzten Sphäre einen Universaltranslator finden und hinter das Geheimnis dieses Gerätes kommen. Sie schmieden Bündnisse und vernichten eine Spezies nach der anderen. Damit gehen immer mehr Nahrungsquellen verloren, Fleisch wird knapp und das Überleben aller ist gefährdet.
Stolperzunge ist bereit, dieses Artefakt zu finden und zu stehlen , wenn er dafür im Austausch die fremde Frau erhält. Obwohl sein Bruder ihm das Versprechen gibt, verweigert er ihm letztendlich die Belohnung und verrät somit alles, woran Stolperzunge glaubt.. Der junge Krieger muss erkennen, dass sein Bruder ein Feigling und ehrloser Mann ist. Er löst sich aus dessen Schatten und folgt nun seinem eigenen Weg, der ihn weit über die Grenzen des Bekannten hinaus führt.
Die Grausamkeit der Welt wird sehr drastisch beschrieben , das Individuum ist nichts, der Stamm ist alles. Es handelt sich um eine Mischung aus Fantasy und Science Fiction, wobei zu Beginn die Fantasyelemente überwiegen, was sich zum Ende des Buches hin aber ändert. Eine Dystophie, wie sie grausamer kaum beschrieben werden kann. Es ist nicht einfach, eine Spezies als böse und eine andere als gut zu definieren. Jagd ist alles, es geht um das nackte Überleben, nur die Starken gewinnen, der Schwache ist zum Untergang verdammt. Auch wenn uns das Verhalten grausam erscheinen mag, ist es auf dieser Welt die einzige Möglichkeit zu existieren.
Fazit:
Es handelt sich hier um den Beginn einer Trilogie. Der Autor hat es geschafft, die Leser so von seiner Welt zu überzeugen, dass man gerne bereit ist, Stolperzunge und Indrani auf ihrem Weg zu folgen. Spannend und lesenswert.