Karl Edward Wagner Kane 1
Der Blutstein
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»Der Blutstein« (Kane 1) von Karl Edward Wagner
Eine Welt nach der Apokalypse. Die Menschen haben keine Erinnerung mehr an die gewaltigen Errungenschaften der Vergangenheit. Das einst Wesen von den Sternen kamen und über eine mächtige Technologie verfügten, wird dem Reich der Legenden und Märchen zugezählt .
Die Welt ist in Stadtstaaten und kleine Königreiche zerfallen , die Kämpfe werden wieder mit Pfeil und Schwert ausgetragen. Der barbarische, kämpferische und versoffene König Malchion, genannt, der Wolf, möchte den Stadtstaat Selonari annektieren. Dort herrscht der gebildete Lord Dribeck, der sich als Herrscher erst noch beweisen muss. Die Menschen sehen es nicht gerne, wenn ihr Führer sich eher mit Büchern und Kunst beschäftigt, als das er sich im Schwertkampf beweist.
In dieser Situation erscheint ein mächtiger Krieger, der sich Lord Dribeck als Söldner verdingen möchte. Er erzählt dem wissensdurstigen Herrscher von einer mächtigen Waffen, die in den Ruinen einer untergegangenen und halb vergessenen Stadt lagert, die von einem Sumpf umgeben ist und von grausamen Wesen beschützt wird. Der Herrscher stellt einen Trupp unter Führung des Fremden zusammen, um die Waffe zu finden und nach Selonari zu bringen. Er erhofft sich damit die Anerkennung seiner Untergebene und die Festigung seiner Herrschaft.
Gleichzeitig bekommen Malchion und seine kämpferische Tochter Teres ebenfalls Unterstützung in ihrem Kampf um die Vorherrschaft der Welt. Ein begnadeter Kämpfer und Spion begibt sich in ihrem Auftrag an den Hof Lord Dribecks und liefert dem Wolf aktuelle Informationen seines Gegners, so dass der kämpferische Säufer seinem Konkurrenten immer einen Schritt voraus ist.
Beide Herrscher ahnen nicht, dass sie nur Spielfiguren in einem Spiel sind, dass jemand anderer bestimmt. Ein verfluchter und unsterblicher Kämpfer hält die Fäden in der Hand, auf der Suche nach einem uralten Geheimnis, dass besser im Verborgenen geblieben wäre.
Kommentar:
Lange haben die Fans gewartet, bis es endlich ein Verlag gewagt hat, die Geschichte des zerrissenen, unsterblichen und ewigen Helden neu aufzulegen. Kane steht für Kain, der seinen Bruder Abel erschlagen hat und dafür von Gott verflucht wurde, auf ewig auf der Welt zu wandeln, unbeeinflusst von Alter und Krankheit. Wie Loki in vielen Erzählungen, hat Kane rote Haare und er ist Linkshänder, was früher für ein Zeichen des Teufels stand. Das alles mag klischeehaft anmuten, zeigt aber, wie der Autor die Figur darstellen wollte. Nicht als guten und strahlenden Helden, sondern als jemandem, der viel erlebt hat, für den die Menschen nur Ameisen sind, der in weit größeren Dimensionen denkt und handelt und für den Gut und Böse schon lange keine klar definierten Begriffe mehr sind.
Im Gegensatz zu Elric, der noch über eine gewisse Güte oder Ehre verfügt, ist Kanes Charakter durch und durch düster und dunkel, sehr ambivalent. Seine Zuneigung zu Teres hält ihn nicht davon ab, seinen Plan weiter zu verfolgen, er weiß, dass solche Gefühle in einem unsterblichen Leben kein Zukunft haben.
In einer archaischen Welt ist Kane der einzige Mensch, der über das Wissen verfügt, zu erkennen, welche gewaltige Macht in den Ruinen von Allerati schlummert. Er ist Wissenschaftler, Heiler, Historiker aber auch ein brutaler und begnadeter Kämpfer. Eine beeindruckende Persönlichkeit, die eher Hass und Neid hervorruft statt Zuneigung und Freundschaft. Ein einsamer Kämpfer, der seinen Fluch brechen und Rache an seinem Gott üben möchte. Jemand der nie zur Ruhe kommt und immer weiter ziehen muss. Der Äonen in Einsamkeit verbringt und für den Menschen nur noch Mittel zum Zweck sind.
Der Autor hat hier eine sehr beeindruckende Figur geschaffen, hart und kompromisslos . Im Gegensatz zu den heutigen Fantasy Romanen, in denen der Held fast immer der Gute ist und die Welt rettet, finden wir hier einen Helden, der durch sein langes Leben, seine Einsamkeit und seinen Rachedurst geprägt worden ist und der nicht für das Gute kämpft, so wie wir es verstehen. Neben Conan, Corum und Elric ist Kane ein Urgestein der Sword& Sorcery Fantasy, Figuren, die viele junge Autoren beeinflusst haben.
Das Cover zeigt den Kontrast zwischen der mittlerweile archaischen Welt und der untergegangen Zivilisation, die über gewaltige Technologien verfügte. Die Krieger sehen vor der Kulisse der alten Stadt aus wie Zwerge. Die Schrift des Buches ist sehr klein. Für uns ältere Leser, die wir Kane seit den 80ern begleitet haben, ist das leider ein dicker Minuspunkt. Die Schrift wirkt etwas verschnörkelt und macht das Lesen nicht unbedingt einfacher.
Nichtsdestotrotz ein dickes Lob und einen großen Dank an Golkonda und Martin Baresch, die uns dieses fast vergessene Werk der Fantasy wieder zugänglich gemacht haben.
Fazit:
Endlich bekommen auch junge Leser die Chance, beeindruckende, düstere und spannende Fantasy zu lesen. Jeder, der von weichgespülten Helden, die immer wieder die Welt retten, genug hat, möge zu diesem Werk greifen. Es lohnt sich.