Jörg Benne
Dämonengrab
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»Dämonengrab« von Jörg Benne
Inhalt:
Ordo und Varjan sind zwei Jungen oder fast schon junge Männer, die in dem kleinen und sehr abgelegenen Dorf Brensacker aufwachsen. Ein ödes und eintöniges Leben steht ihnen bevor, denn es mangelt ihnen an Geld und Möglichkeiten um das Dorf zu verlassen. Zudem ist Ordos Mutter auf seine Hilfe und Unterstützung angewiesen, da sie sich, im wahrsten Sinne des Wortes, krumm gearbeitet hat. Nur in seinen Träumen erlebt Ordo die unglaublichsten Abenteuer und verbringt große Heldentaten.
Als eines Tages ein heftiger Sturm den Eingang zu einer legendären, unterirdischen Tempelanlage freilegt, scheinen Reichtum, Ruhm und Abenteuer plötzlich in greifbarer Nähe. Die Jungen überhören die warnenden Predigten des Priors, dass der Tempel verflucht sei. Seine Erbauer, die Jekari, hätten dort blasphemische Rituale abgehalten und gotteslästerliche Praktiken durchgeführt, von denen das Beschwören von Dämonen noch das Harmloseste war.
Bald treffen immer mehr Abenteurer und Schatzsucher in Brensacker ein, die den Gerüchten folgen, dass in der unterirdischen Tempelanlage riesige Schätze verborgen wären. Bei der Aufregung geht es fast unter, dass Varjan und seine Familie plötzlich wie vom Erdboden verschwunden sind. Kaum jemand sieht einen Zusammenhang zwischen der Entdeckung des Tempels und dem Verschwinden der Holzfällerfamilie. Einzig Ordo ist sich sicher, dass etwas passiert sein muss, denn er ist der einzige Mensch der weiß, dass Varjan nicht nur den Eingang zur Tempelanlage entdeckt, sondern sie auch betreten hat. Schließlich war er dabei.
Als die herbeigerufene Stadtwache aus der nahegelegen Stadt Terida eintrifft, um das Verschwinden der Familie zu untersuchen, hilft Ordo ihnen bei der Suche nach seinem Freund und bald bereut er, sich jemals Aufregung und Abenteuer gewünscht zu haben.
Kommentar:
Ich kenne alle anderen veröffentlichten Bücher des Autors und hatte somit gewisse Erwartungen an das Dämonengrab. Doch Jörg Benne liefert hier eine völlig andere und unerwartete Geschichte ab, die den Leser von Beginn an fesselt.
Im Theater sagt man: Kleine Bühne-großes Stück. Hier ist es ähnlich. Obwohl die Geschichte lediglich in Brensacker und hauptsächlich in der unterirdischen Tempelanlage spielt, entfaltet sich ein unglaubliches Szenario.
Ein zusammengewürfelter Haufen sich völlig fremder Menschen betritt die unterirdischen Gänge und erlebt das pure Grauen. Jeder ist auf den anderen angewiesen. Maulhelden stoßen hier an ihre Grenzen und lernen greifbare Angst kennen. Unscheinbare Menschen entdecken tief in sich verborgen einen heldenhaften Kern und manche gehen einfach nur stoisch ihren Weg. Für den Leser ist es spannend zu erleben, welche Entwicklungen die Figuren durchmachen, teilweise kommt es zu tiefgreifenden Änderungen der Persönlichkeit. Dies so glaubhaft und überzeugend zu beschreiben ist ein kleines Meisterstück des Autors, der auf "an den Haaren herbei gezogene" Wendungen verzichtet. Hier gibt es keine klischeehaften Helden und Bösewichter, die Charaktere sind teilweise sehr ambivalent, manchmal liebt man sie, im nächsten Moment hasst man sie schon fast. Es gibt somit keine festgelegten Rollen, alles ist möglich.
Die Geschichte spielt wieder in der Welt Nuareth und manches wird der Leser wieder erkennen. Die Göttin Lako-Ma hält ihre schützende Hand über Brensacker, hier steht einer ihrer größten Tempel. Früher lebten in der Gegend Anhänger des Jekari-Kultes, die ein frevelhaftes und unzüchtiges Leben führten. Nun zahlen ihre Nachkommen den Preis für die Sünden der Väter, in dem sie unter den strengen Augen der Kirche und der Göttin ein armseliges Leben fristen. Auch den Dashiri begegnen wir hier erneut. Sie sind wahre Meister in der Kunst der Steinbearbeitung und die Zwillinge Lorik und Marik sind in das Dorf gekommen, um die berühmte, unterirdische Tempelanlage zu bewundern, die ihre Vorfahren einst erbaut haben. Die Götterzinnen und Ondigon liegen relativ zentral in Nuareth, doch ist die Gegend schwer erreichbar und relativ abgeschieden. Auf der einen Seite begrenzt durch das Gebirge, auf der anderen Seite durch die Kromhöhen und Kromsümpfe. Auch wenn alle Bücher des Autors in dieser Welt spielen, sind sie doch sehr abwechslungsreich und unterscheiden sich voneinander.
Nachdem ich in der letzten Zeit einige Bücher in der Hand hatte, aus denen mir die Rechtschreib- und Grammatikfehler förmlich ins Gesicht gesprungen sind, war es eine Wohltat, das Dämonengrab zu lesen. Jörg Benne weiß die deutsche Sprache als Werkzeug sehr gekonnt zu nutzen und das fehlerfrei einzusetzen. Wie ein Musiker sein Instrument beherrscht , so beherrscht der Autor das Medium Sprache.
Zu dem Cover kann ich nichts sagen, da ich das Buch vorab lesen durfte. Doch was ich bisher an Entwürfen gesehen habe, entspricht ziemlich treffend dem Charakter des Buches.
Fazit :
Ich habe die Welt Nuarteh gerne wieder betreten. Dieser Roman spielt an anderen Orten als die vorherigen Bücher und so langsam bekommt der Leser einen umfassenden Überblick über das Land und seine Bewohner. Das Buch ist von Anfang bis Ende durchweg spannend, man ist nur froh, zu Hause im Sessel zu sitzen, statt vor Ort zu sein. Denn das Dämonengrab hält viele unangenehme und gruselige Überraschungen für seine Besucher bereit.