Caroline J. Hunt
Schattengedicht: Dämmerung
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»Schattengedicht: Dämmerung« von Caroline J. Hunt
Die Kaufmannstochter Silvie erhofft sich durch eine Romanze mit einem Adeligen einen Aufstieg in den Adelstand, Reichtum und ein schönes, bequemes Leben. Doch ihre Erwartungen werden enttäuscht. Von der leidenschaftlichen Liebesnacht bleibt ihr nichts als eine Erinnerung, ein Amulett und ein Sohn. Zu spät erkennt sie, dass sie nur dazu benutzt wurde, um ihren Vater zu verraten, was zu seiner Vernichtung beitrug.
Somit führt ihr Traum von einem Aufstieg in die Gesellschaft nur zu ihrem Abstieg in die Elendsviertel der Stadt. Aus der ehemaligen wohlbehüteten Bürgerlichen wird eine Prostituierte, von Hass getrieben. Als sie nach Jahren erfährt, wer der Vater ihre Sohnes Sammael ist, steigert das ihren Hass auf diesen Mann noch mehr. König Lacerus Höchstselbst ist es, der die junge Frau verführt und hintergangen hat. In ihrem Zorn beschuldigt sie den König öffentlich, der Vater ihres Sohnes zu sein. Das zieht nicht nur die Aufmerksamkeit des Königs auf den Jungen, sondern auch die der Totenbeschwörer. Eine Zunft vom Magiern, die vom König verboten wurde und seither dessen Untergang plant. Denn eine Prophezeiung besagt, dass nur der Sohn des Königs ein seit Jahrhunderten verschollenen Amulett finden kann, welches den Totenbeschwörern unendliche Macht verleiht.
Kommentar:
Das Äußere des Buches verfügt schon über alle Details, die das Auge des Lesers in den Bann ziehen. Ein beeindruckendes Cover gehaltenen in düsteren Farben, das schon ahnen lässt, das es nicht um ein Buch über Liebe und Romantik handelt. Der Titel ist gut gesetzt und die Schrift passt hervorragend zum Cover und zum Inhalt (letzteres weiß man natürlich erst nach dem lesen)
Beeindruckend finde ich die Rückseite des Buches, denn dort hat die Autorin eine Karte der Welt platziert und auf eine Inhaltszusammenfassung (fast) verzichtet. Und die Karte sagt mehr als tausend Worte. Umrahmt von Totenköpfen sehen wir eine beeindruckende Welt mit Wüsten, Tälern und tiefen Wäldern.
So unterschiedlich wie die Provinzen, so unterschiedlich sind auch ihre Bewohner . Die Menianer leben abgeschieden von der Welt und fühlen sich unabhängig. Auch wenn sie dem König unterstehen, regieren sie sich doch selbst, in dem sie ihren Führer durch eine Kampf und einer Prüfung auswählen. Sie pflegen keinen Kontakt zu anderen Provinzen oder zum Königshof, nachdem sie vor vielen Hundert Jahren verraten wurden.
Doch als sich die Totenbeschwörer wieder zusammen finden und das Land mit ihren dämonischen Horden überfallen, kann sich auch Menia nicht mehr aus den politischen Angelegenheiten heraushalten. Kesh und sein Seelengefährte Sikh verlassen ihren Pfad der Prüfung und begeben sich nach Caelon, um das Königshaus vor der drohenden Gefahr zu warnen.
Dort trifft auf den Magier Farlas und die beiden Kinder des Königs. Seine Tochter Lana, die den Mut, das Herz und den Verstand besitzt, einmal die Nachfolge des Königs anzutreten aber auf Grund ihres Geschlechts von der Thronfolge ausgeschlossen ist. Und sein Sohn Caelian, ein Heißsporn, Nichtsnutz und Dummkopf, der jedem Weiberrock hinterher läuft. Niemand nimmt die Warnungen Keshs ernst, glauben doch alle, dass die Totenbeschwörer besiegt oder zumindest so geschwächt sind, dass sie keine Bedrohung für das Land und die mächtigen Ritter des Königs darstellen. Die Kinder des Königs kennen die Prophezeiung nicht und ahnen nicht, dass sie einen Halbruder haben. Sammael ist den Verlockungen der dunklen Magie erlegen, die Konsequenzen daraus für die Welt sind furchtbar.
Da die Autorin aus Österreich kommt, hatte ich mit einigen Satzstellungen etwas Probleme. Und wer sehr viel Wert auf korrekte Kommasetzung legt, wird hier sicher einiges zu kritisieren haben. Doch davon abgesehen ist die Geschichte sehr spannend. Ein Novum für mich war es, dass ich keinen der Protagonisten leiden konnte. Es ist nicht ein Sympathieträger dabei, außer vielleicht die Dunkelwaldkatze Sikh. Das Szenario ist sehr düster, es gibt kaum Lichtblicke oder freundliche Momente.
Für Silvie mag man noch etwas Mitleid empfinden. Lana bleibt blass und farblos und Caelian ist mir zu unreif, arrogant und launisch. Farlas, angeblich der mächtigste Magier im Land, hört auf den König, auch wenn dessen Entscheidungen alle in den Untergang führen. Sammael, anfangs noch ein unwissendes Kind, wird süchtig nach der Macht. Nur Kesh lässt sich von seinem Gewissen leiten, gibt seine Pläne auf, um das Land zu retten. Er ist derjenige, den ich am ehesten mag, doch sein Auftreten bei Hof lässt ihn überheblich erscheinen.
Das Buch hat leider keinen Verlag gefunden , wurde somit nicht lektoriert oder professionell Korrektur gelesen, was man auch merkt. Doch es ist bewundernswert, das die Autorin an ihre Geschichte geglaubt und sie veröffentlich hat. So kam ich in den Genuss eines spannenden Debuts mit kleinen Fehlern.
Hier handelt es sich um den Auftakt einer Serie und ich bin schon gespannt, wie es mit Lana, Kesh, Sihk Caelian, Farlas und Sammael weiter geht.