Ari Marmell
Die Tochter des Kriegers
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»Die Tochter des Kriegers« von Ari Marmell
Wie hoch ist der Preis für das höhere Wohl?
Imphallion hatte kaum Zeit, sich von den letzten blutigen Bürgerkriegen zu erholen, als der Nachbarstaat Cephira die östlichen Städte wie Rahariem angreift. Doch statt eine Verteidigung zu organisieren, streiten sich die Adeligen und die Oberhäupter der Gilden um Verantwortung, Autorität und Macht- denn wer die Armeen versammelt, könnte hinterher die Gelegenheit ergreifen und sich selbst zum Herrscher aufschwingen. Plötzlich wird ein altes Schreckgespenst wieder lebendig: Corvis Rebaine, der "Schrecken des Ostens", der schon zweimal Imphallion verwüstete, meuchelt scheinbar wahllos Adelige und hochrangige Gildenmitglieder. Nur Cerris, ein Kaufmann aus Rahariem, glaubt nicht, dass der Schrecken des Ostens der Mörder ist- immerhin ist er selbst Corvis. Doch was steckt hinter dem Angriff und den Anschlägen? Corvis muss sich seiner Vergangenheit stellen und seiner Familie, die er für seine höheren Ziele verließ- was ihm seine Tochter nie verzeihen konnte...
Der Autor
Ari Marmell (22. März 1974 in New York) ist ein US-amerikanischer Autor und Rollenspielfan und arbeitet unter anderem als freier Mitarbeiter für Wizards of the Coast. Neben vielen Lizenzromanen wie zu Vampire: The Masquerade (RPG), Magic-The Gathering (Sammelkartenspiel) und Darksiders (PC-Spiel) veröffentlichte er einige eigene Romane und zahlreiche Spielebücher. "Die Tochter des Kriegers" (The Warlord's Legacy) ist die Fortsetzung und der abschließende Band zu "Der Dämon des Kriegers" (The Conqueror's Shadow).
Rezension
Ich wusste nicht, dass es sich bei dem vorliegenden Band um den zweiten Teil handelte. Nach Angaben des Autors kann man der Handlung auch ohne Vorwissen folgen, was ich allerdings nicht bestätigen kann. Es werden immer wieder zwei Kriege angesprochen: der Feldzug von Corvis als jüngerem Mann, bei dem er wohl tatsächlich die Ungerechtigkeit beseitigen wollte, aber stattdessen nolens volens ein Blutbad anrichtete, und ein späterer Krieg, in dem Corvis als "Verteidiger" (nach eigener Vorstellung) Imphallion vor einem anderen Kriegsfürsten beschützen wollte. Der erste Band scheint nur den zweiten Krieg zu behandeln, zumindest habe ich mir das so zwischen den Zeilen zusammengereimt.
Innerhalb des Romans gibt es immer wieder kurze Abschnitte, in denen ein Charakter sich an etwas erinnert und dies noch einmal erlebt, da aber keine Zeitangaben und manchmal keine Person angegeben sind, weiß man kaum, wie diese Ausschnitte zu der Handlung gehören und wie sie zeitlich einzuordnen sind. Wer High Fantasy liest, wird sich zwar schnell in die Welt und die Beschreibungen der Orte einfinden, die zeitlichen Abläufe hingegen werden kaum klar.
Man merkt dem Autor an, dass er Rollenspieler ist: weite Teile der Handlung folgen dem typischen Questverlauf: unterschiedliche Charaktere suchen andere Leute auf oder müssen nach und nach Probleme lösen und dabei mehr oder weniger einfallsreich vorgehen. Leider konnte der Autor nicht wirklich mit neuen Ideen aufwarten und so plätschert die Handlung vor sich hin. Man wusste immer, wie es weitergeht, es gibt keine unvorhergesehenen Überraschungen.
Die Charaktere sind eher stereotyp. Da ist der missverstandene Warlord, der eigentlich nur das Beste für alle wollte und ein Blutbad anrichtet, weil er die soziale Ungerechtigkeit abschaffen wollte. Er gibt zwar irgendwie zu, dass ihm alles entglitten ist, will aber trotzdem, dass andere seinen Standpunkt verstehen und wundert sich, warum sie plötzlich so abweisend sind und seine Erklärungen nicht hören wollen.
Seine titelgebende Tochter ist ein Trotzkopf und auch wenn sie "besondere Gaben" hat (die nie wirklich zum Vorschein kommen) ist sie nur eine Nebenfigur, die kaum zur Geschichte beiträgt. Die Schuldigen der ganzen aktuellen Misere laufen sehenden Auges ins Unheil, führen es sogar willentlich herbei und fassen nicht einmal im Entferntesten die Möglichkeit ins Auge, dass sie Dinge gerufen haben, die sie nicht kontrollieren können. Dabei sollten sie es besser wissen, es ist schließlich nicht das erste Mal, dass es schiefgegangen ist und besagte Charaktere waren damals sogar dabei. Trotzdem hält niemand eine Absicherung oder Kontrolle für nötig. Für intrigante Strippenzieher sind sie erstaunlich naiv.
Alles in allem ist der Roman sicherlich kein Glanzstück der Fantasyliteratur, kann einem aber ein paar Stunden Unterhaltung bescheren, wenn man keine allzu hohen Ansprüche stellt. Wer Rollenspiel-Romane liest, kennt das "Schema F", nach dem häufig vorgegangen wird und was auch hier zu erkennen ist.
Fazit
Etwas zähe und vorhersehbare Handlung mit einem alternden Kriegsfürsten in einem moralischen Dilemma, seiner sturen Tochter, einem jähzornigem Adeligen und einem dunklen Zauberer. Ich gebe 2,5 von 5 Sternen.