Andy Remic
Kells Legende
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»Kells Legende« von Andy Remic
Kell ist ein alter Krieger, den Geschichten nach ein Held , eine Legende. Doch nun lebt er alt, müde, einsam und desillusioniert in Jalder, der größten Stadt im Reich Falanor und sein einziger Freund ist der Alkohol. Lichtblick in seinem Leben ist seine Enkelin Nienna, die er über alles liebt.
Eines Tages ist es vorbei mit dem ruhigen Lebensabend. Ein eisiger Nebel zieht über Jalder , dem merkwürdige fremde Krieger mit bleichem Haar und roten Augen folgen. Ein Heer von Albinokriegern überschwemmt das Land. Ihr Anführer ist General Graal, ein Vachine von jenseits der Schwarzpitzen, einem Gebirge, das die Heimat der Vachine von denen der Menschen trennt. Vachine sind Wesen, einst menschlich, die sich durch eine Technologie in Geschöpfe, halb Mensch, halb Maschine verwandelt haben. Als ihnen ihre Nahrung, das Blutöl, ausgeht überfallen sie Falanor um Nachschub an menschlichem Blut zu bekommen, das die Grundlage des Blutöls bildet.
Kell gelingt es, die Angreifer, die sein Haus stürmen, zu töten. Es macht sich auf um Nienna zu retten und mit ihr aus der Stadt zu fliehen . Er findet Nienna und ihre Freundin Kat als einzige Überlebende der Universität von Jalder. Durch die Kanalisation flüchten sie aus der Stadt. Auf ihrem Weg begegnen sie noch Saar, einem Dieb und Charmeur, der sich den Dreien anschließt. Gemeinsam macht sich der sehr gemischte Trupp auf den Weg um König Leanoric vor der Invasion zu warnen.
Doch die Vergangenheit holt Kell ein. Der Feind erkennt ihn und seine Axt Ilienna und schickt ihm grausame mutierte Wesen hinterher, die ihn vernichten sollen. Obwohl Kell sich geschworen hatte, seine Blutaxt nicht mehr zu benutzen ist er nun gezwungen erneut in den Kampf zu ziehen um Nienna zu retten. Und er muss nicht nur gegen die grausamen Canker kämpfen, auch der dandyhafte Saark macht ihm das Leben schwer. Denn im Gegensatz zu dem schwermütigen und trübsinnigen Kell genießt Saark das Leben, den Wein und die Frauen und er verdreht den beiden Mädchen, Nienna und Kat, den Kopf.
Durch wiederholte Angriffe kommen sie zu spät um den König zu warnen. Graal hat den Herbstpalast überfallen , Königin Alleora entführt und greift mit seinen Canker das Heer des Königs an. Kell muss sich nun entscheiden ob er erneut in einen Kampf eingreifen will.
Der Autor hat sein Buch David Gemell gewidmet. Bei der Beschreibung von Kell mag man als Leser durchaus an Waylander oder die Winterkrieger denken. Aber da wo man bei Gemell Gold findet, findet man hier als Leser höchstens einen polierten, glänzenden Stein, dessen Schein trügt. Gute Ansätze sind da, aber die Umsetzung ist sehr holprig.
Zwei Beispiele:
* Graal schlägt dem Kommandeur der Garnison von Jalder den Kopf ab. Dieser Kopf fliegt Meter weit weg. Dann kommt ein Schnitter um den Kommandeur die Seele auszusaugen. Dabei zieht sich die Haut über dem Schädel des Opfers zusammen und der Körper schrumpft wie eine Mumie. Dabei liegt der Schädel weit weg und ist nicht mehr mit dem Körper verbunden. Wie kann also die Handlung des Schnitters am Körper des Toten auf dessen Kopf Auswirkungen haben?
* Kell wohnt im zweiten Stock einen Wohnhauses und schaut auf die Stadt. Seine Enkelin kommt zu Besuch. Als sie geht öffnet sie die Tür und tritt auf die Straße und Schnee weht herein. Kell wohnt im zweiten Stock, wie kann man dann direkt auf die Straße treten? Zumal wenige Sätze später jemand die Treppe heraufpoltert.
Das sind leider nur zwei Unstimmigkeiten, die beim Lesen des Buches erheblich stören. Die ganze Geschichte wirkt seht unausgegoren und sprunghaft . Immer wieder lässt der Autor kryptische Bemerkungen über Kells Vergangenheit einfließen, die ahnen lassen, dass er einstmals große Schuld auf sich geladen hat. Leider erfahren die Leser aber nie die genauen Details. Mir wäre ein kurzer Rückblick in Kells Vergangenheit lieber gewesen, so dass man seine Handlungen, seine Zweifel und sein Verhältnis zu seiner Blutaxt besser verstehen kann.
Auch das Wesen der Vachine hat sich mir nicht so recht erschlossen. Wo kommen sie her? Warum haben sie sich entschlossen ihre Körper mit Technologie zu verschmelzen? Warum wurden sie zu Vampiren? All das ist so verworren und sprunghaft beschrieben und man hat es schwer, dem roten Faden des Buches zu folgen. Einige Verständnisprobleme können durchaus daraus resultieren, dass man das englische Originalbuch in Deutschland wieder auf zwei Bände aufgeteilt hat und dieses Buch mitten in der Geschichte plötzlich endet.
Außerdem fehlt mir eine Karte des Landes Falanor , des Schwarzspitzengebirges und der Heimat der Vachine. So hätte man den Angriffsplan der Vachine, den Fluchtweg von Anu und der Königin und die Truppenaufstellungen des Königs erheblich besser verfolgen können.
Fazit: Einige wirklich gute Ansätze und neue Wesen, wie es sie vorher meines Wissens in der Fantasy noch nicht gab. Gut ausgearbeitete Charaktere und eine spannende Grundhandlung, die aber leider zu sehr an die Bücher von Gemell erinnert und das Niveau dieser Bücher nicht erreicht. Dazu kommen einige unschöne Logikfehler, die einem als Auto nicht passieren dürfen und den Leser verärgern.
Ich vergebe 3 von 5 Sternen und hoffe, der Autor macht seinem Vorbild bald alle Ehre. Auf dem Weg dorthin ist er bereits, aber der Weg ist lang und steinig.