Zelazny, Roger
Der Clan der Magier
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»Der Clan der Magier« von Zelazny, Roger
Roger Joseph Zelazny, der zeitweise auch unter dem Pseudonym Harrison Denmark Bücher veröffentlichte, gilt auch heute noch als einer der bedeutendsten amerikanischen Science Fiction und Fantasy-Autoren. Besonders in der Zeit des New Wave war Zelazny neben Schriftstellern wie Philip K. Dick, Samuel R. Delany, Thomas M. Disch, Ursula K. LeGuin, and Harlan Ellison äußerst erfolgreich.
Zelazny wurde 1937 in Euclid, im Bundesstaat Ohio geboren. Er studierte an der Western Reserve University und an der Columbia University Literatur. Hier schloss er sein Studium mit einem Magister ab. Zelazny arbeitete in den Sozialversicherungsstellen in Cleveland, Ohio und Baltimore. Schon sehr früh schrieb er SF-Romane sowie Kurzgeschichten und Gedichte. Im Alter von 38 Jahren zog er nach Santa Fe und lebte hier bis zu seinem Tod.
Eines seiner wichtigsten Werke war der zehnbändige Amber-Zyklus der über einen Zeitraum von 1970 bis 1991 entstand und von dem alle Bände bei Heyne herausgegeben wurden. Von großer Bedeutung ist sein Frühwerk „Herr des Lichts“, welches in Deutschland sogar in die ambitionierte Reihe „Bibliothek der Science-Fiction Literatur“ aufgenommen wurde. Mehrere Bücher von Zelazny wurden mit vielen Preisen ausgezeichnet, zu denen unter anderem der Hugo Award und der Nebula Award gehören. Eines seiner letzten Werk „Wilderness“ schrieb er zusammen mit Gerald Hausman. Dieses Buch kann als eine Reminiszenz an Philip José Farmers „Welt der tausend Ebenen“ angesehen werden und ist so etwas wie sein literarisches Testament. Roger Zelazny starb am 16. Juni 1995 im Alter von 58 Jahren und hinterließ ein literarisches Werk von ca. 50 Romanen, etwa 150 Geschichten und drei Sammlungen von Poesie sowie trauernde Fans in der ganzen Welt.
„Der Clan der Magier“ ist eine eher ungewöhnliche Fantasygeschichte, die der Meister 1993 veröffentlichte. Die wichtigsten Helden sind der Wachhund Snuff und seine beste Freundin, die Katze Graymalk. Beide, wie auch weitere Tiere, die als eher magische Wesen immer zu bestimmten Menschen gehören, sind in das große Spiel involviert. Bei diesem geht es darum, dass mittels eines starken Kräftemessens die eine Gruppe versucht, das Tor zur Welt der „Alten Götter“ aufzustoßen, während die gegnerische Partei dies unbedingt verhindern will. Dieses Spiel findet jedes Mal am 31. Oktober, der Halloween-Nacht, statt und bisher siegten immer die Schließer.
Snuff, der mit seiner Katzenfreundin oft lange Spaziergänge unternimmt, stellt fest, dass die merkwürdigsten Personen sich in der Umgebung des Dorfes niedergelassen haben. Zu diesen gehören unter anderem ein sehr seltsamer Graf vom Balkan, der gern in alten Gewölben übernachtet, der große Doktor, der merkwürdige Experimente durchführt, ein scheinbar wichtiger Detektiv aus London, ein mörderisch veranlagter Vikar, dem eher nichts heilig ist. Allmählich glaubt Snuff mit Hilfe seiner tierischen „Kollegen“ herausbekommen zu haben, wer zum Spiel gehört und wer wohl eher nicht. Dabei informiert er seinen Herrn Jack, der doch ein wenig an Jack the Ripper erinnert.
Dann geschieht ein Mord und allen wird klar, das jenes merkwürdige und teilweise auch tödliche Spiel begonnen hat. Der Vikar wird immer rabiater in seinen Methoden, plötzlich ist der Graf tot, doch ist dies nicht das letzte Opfer. Um überhaupt bis zum 31. Oktober mit seinem Herrn zu überleben, muss Snuff die seltsamsten Bündnisse mit Ratten, Schlangen usw. eingehen. Besonders schwierig gestaltet sich die Beziehung zu einem hinterhältigen Albinoraben. Einmal wird Snuff mit Graymalk sogar in eine fremde Welt gerissen, doch hier erhalten sie auch einen nützlichen Hinweis.
Dann tritt auch noch ein Werwolf namens Larry Talbot auf, der keinen tierischen Helfer hat. Mit diesem schließt Snuff Freundschaft, doch er weiß nicht, ob dieser auch zum großen Spiel gehört.
Trotz aller Wirren und Gefahren ist schließlich die lang „ersehnte“ Nacht gekommen und Snuff und sein Herrchen stellen fest, dass es schlecht für die Schließer aussieht. Als plötzlich der tot geglaubte Graf auftaucht, scheint keine Rettung mehr möglich und dann öffnet sich das Tor zu der fremden Dimension.
Zelazny hat mit „Der Clan der Magier“ einen Fantasy-Roman geschrieben, der ideenreich und sehr unterhaltsam ist. Aus der Perspektive des Hundes Snuff schildert der Autor eine bekannte und doch unbekannte Welt, deren Geheimnisse erst Schritt für Schritt offenbart werden. Im Verlauf des Romans erfolgen immer wieder Anspielungen auf berühmte Werke der klassischen phantastischen Literatur, zu denen Bram Stokers Dracula oder Mary Shelleys Frankenstein gehören. Aber auch Arthur Conan Doyles berühmtester Held wird nicht vergessen.
Wer zum Teufel hat aber den deutschen Titel „ausgebrütet“. Der Originaltitel "A night in the lonesome October“ dürfte dafür nicht die Basis gewesen sein. Und einen Clan von Magiern mag nur mit unglaublich gutem Willen im Roman aufspüren. Und das sicher hübsche Titelbild schien auch gerade übrig gewesen zu sein. Hier hätte mehr möglich sein sollen und müssen. Ein Oberhit ist die Zusammenfassung auf dem hinteren Bucheinband auch nicht gerade. Zu loben sind aber liebevoll entworfenen Illustrationen von Gahan Wilson.
Das Buch ist logischerweise in 31 Kapitel gegliedert, da sich die gesamte Handlung im Oktober abspielt.
Insgesamt gesehen ist „Der Clan der Magier“ ein problemlos zu lesendes Buch, dass den Gebieten der Tierfantasy aber auch der Dark Fantasy zugeordnet werden kann. Natürlich hat ein Roman des Genres Tierfantasy wie „Tänzer im Frost“ von Garry Kilworth ein sicher höheres Niveau, doch das war nicht Zelaznys Bestreben.
Obwohl häufig eine gruselige Atmosphäre aufgebaut wird, bleibt die Geschichte nicht völlig unheimlich, doch gerade der Schluss ist größtenteils gelungen und spannend. Wer das Buch gelesen hat, wird das sicher nicht bedauern, doch man darf nicht behaupten, dass dem Fantasyfan etwas entgangen ist, der die Lektüre „Der Clan der Magier“ nicht kennt. Der Roman wird mit knapp 7 Punkten bewertet.