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Williams, Walter Jon

Plasma City

  • Autor:Williams, Walter Jon
  • Titel: Plasma City
  • Serie:
  • Genre:SF
  • Einband:Taschenbuch
  • Verlag:Heyne
  • Datum:00 -
  • Preis:10.95 EUR

 
»Plasma City« von Williams, Walter Jon


Besprochen von:
 
S.B. Tenz
Deine Wertung:
(4)

 
 
"Zehn Stockwerke hoch ist Sie, der nackte Körper ein tosendes Flammenmeer. Die Menschen in ihrer Nähe zerfallen zu Asche, als sie vorbeikommt. Feuerströme ergießen sich aus ihren Fingerspitzen." Es ist wieder passiert: Das Plasma ist im Bewusstsein einer Plasmataucherin explodiert, und nimmt deren Gestalt an, als hätte es ein eigenes Leben. So etwas geschieht, wenn die Ladung zu hoch war. Plasmataucher leben gefährlich.

Die Metropolitan Welt: Metropolitan ist eine weltumspannende Stadt, in der das Plasma die wichtigste Ressource ist. Die Energie pulsiert unter den Strassen, wie das Blut in den Arterien eines Menschen. Plasma ist die Grundlage für den Wohlstand einer Nation und die Garantie für die Freiheit des Volkes. Es wird gesammelt, verwaltet, verteilt und bezahlt. Doch es gibt nie genug. Plasmataucher sind ständig auf der Suche nach neuen Quellen, die noch nicht mit dem Netz verbunden sind. Plasma kann Leben schaffen, jede Art von Leben, die man sich nur vorzustellen vermag. Aber es kann auch Katastrophen herbeiführen, wie im Fall der unvorsichtigen Plasmataucherin, deren Fehler die jüngste Katastrophe (in Form einer Flammenfrau) ausgelöst hat.

Solche Vorfälle rufen Aiah auf den Plan. Eine farbige Außenseiterin, die für den Katastrophenschutz arbeitet. Im Laufe ihrer Untersuchungen stößt Aiah zufällig auf eine riesige, unerschlossene Plasmaquelle. Sie behält dieses Geheimnis für sich, denn eines ist ihr sofort klar: Finanziell hat sie von nun an für alle Zeiten ausgesorgt. Aber Aiah weiß auch, dass sie diese riesige Quelle unmöglich ohne fremde Hilfe ausbeuten kann. Von nun an lebt sie in ständiger Gefahr.Ihr ganzes Leben ändert sich schlagartig, als sie sich mit dem faszinierenden Metropolit Constantine in Verbindung setzt. Dieser träumt von einer besseren Welt -einer neuen Stadt- die er mit Hilfe von Aiah und ihrem Plasma verwirklichen möchte. Aiah ahnt nicht, dass es von nun an für sie kein zurück mehr gibt. Während die Behörden schon gegen sie ermitteln, beginnt das Plasma sie immer mehr zu verändern. Aiah droht im Strudel der nun eintretenden Ereignisse zu versinken.

Plasma City ist der zweite Titel des Kult Cyberpunk SF-Autors Walter Jon Williams, der auf der Metropolitan Welt spielt. (Der erste ist "City on Fire", beide Romane können aber unabhängig voneinander gelesen werden.) Die amerikanische Originalausgabe erschien 1995 unter dem Titel Metropolitan. An dieser Stelle richtet sich meine schärfste Kritik auch gleich an den Heyne-Verlag selbst. Wer um alles in der Welt hatte bloß die absurde Idee, die deutsche Übersetzung Plasma City zu nennen? Und was noch schlimmer ist, wer ist verantwortlich für den Entwurf dieses grottenschlechten und albernen Covers? Für mich einfach unverständlich. Wie soll jemand -der den Autoren noch nicht kennt- hinter dieser "lächerlichen Hülle", einen solch großartigen SF-Roman vermuten? Mich persönlich würde jedenfalls das Cover vor einem Kauf zurückschrecken lassen. Eine Rolex in einer Aldi-Verpackung, aber lassen wir das...

Walter Jon Williams wurde vor allem in den 80ern des letzten Jahrhunderts mit seinen Romanen Hardware oder Stimme des Wirbelwindes bekannt. (Beide Romane sind ebenfalls bei Heyne erschienen.)
Buchidee und Umsetzung zu Plasma City sind exzellent. Erstklassige SF für anspruchsvolle Leser. Ein düsteres Szenario, beklemmend und fesselnd zugleich. Eine weltumspannende Stadt ohne einen Ort zu haben, an den man gehen kann. Ein wenig Blade Runner Atmosphäre. Trotzdem ist Plasma City kein typischer Cyberpunk Roman. Dazu fehlt es der Story eindeutig an Tempo und Abwechslung. Ein paar Häuserruinen und groteske Gestalten reichen bei weitem nicht aus, um sich mit diesem Roman in der Oberklasse des Cyberpunk zu etablieren. Aber vielleicht lag dies ja auch nicht in der Absicht des Erzählers. Für mich ist der Roman trotzdem ein kleiner Meilenstein der SF. Eine Story die einfach (fast) alles beinhaltet.
Spannung, Drama, Liebe, Leid, Intrigen und Hass, gepaart mit etwas Sozialkritik und einem Hauch von Fantasy. So lässt sich auch ein gewisser Zynismus nicht leugnen, etwa wenn unmittelbar nach einem schweren Erdbeben, mit unzähligen Opfern, der Himmel plötzlich voller Reklame für Versicherungsgesellschaften ist. Besonders gut gelungen ist dem Autor die Darstellung der weiblichen Hauptfigur Aiah. Glaubwürdig und ohne Klischees behaftet. Eine Frau mit Stärken und Schwächen, die sich nach finanzieller Sicherheit, Liebe und Geborgenheit sehnt. Keine Superheldin Marke Lara Croft, sondern ein ganz normaler Mensch. Kernpunkt der Geschichte bildet jedoch das Plasma. Die wichtigste Energiequelle überhaupt. Wer genug Plasma besitzt, hat auch die Macht. Andererseits wirkt diese Energiequelle wie eine Droge, zieht so manchen in die Abhängigkeit oder löst die unvorstellbarsten Katastrophen aus. Schreckliche Mutationen sind ebenfalls keine Seltenheit. Dies sind die genannten Verdrehten. Die Kluft zwischen Reich und Arm, Dekadenz und Unterdrückung, wird besonders deutlich wenn es um den Plasmaverbrauch geht. Wer zu den Privilegierten gehört, denen uneingeschränkter Zugang zum Plasma vergönnt ist, kann sich so manchen Arztbesuch oder Gang zum Schönheitschirugen sparen.
Obwohl manchmal etwas langatmig, so wird es an keiner Stelle wirklich langweilig. Dafür sorgen alleine schon die großartigen Dialoge.

Fazit: Ein Roman den man getrost einem Fantasy wie auch SF-Fan in die Hände geben kann. Beide Genres kommen hier zu ihrem Recht, wobei die SF-Elemente natürlich überwiegen. So bleiben zwar einige Cyberelemente auf der Strecke, (nicht düster genug, zu wenig biss), trotzdem würde ich den Roman letztendlich als Cyberpunk-Werk bezeichnen. An diesem Punkt werden die Meinungen wohl am weitesten auseinander gehen.

Eine Bewertung von 8 halte ich für angemessen. Etwas mehr Tempo und Abwechslung, dann hätte es durchaus für 10 Punkte gereicht. Schade eigentlich!
 


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