Timothy Carter
Böser Engel
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»Böser Engel« von Timothy Carter
Ice Lake ist eine kleine und typisch amerikanische Gemeinde. Hier lebt Stuart mit seinem kleinen Bruder Josh, seiner Schwester Tiffany und seiner Mutter ein langweilig-normales Leben. Dass er der einzige homosexuelle Jugendliche im Ort ist, ist nicht weiter tragisch. Sein geheimes Hobby, das Herbeirufen eines Dämons, kennt niemand. Aus den Fugen läuft sein Leben erst, als sein kleiner Bruder ihn beim onanieren unter der Dusche erwischt und verpetzt. Just an diesem Tag ist dieses Thema dann der Hauptgesprächspunkt bei der kirchlichen Bibelstunde – und Stuart gilt ab sofort als Ausgestoßener und Sünder, der hart bestraft werden soll. Als dann plötzlich wenige andere Jugendliche ebenfalls in Ungnade fallen und die Bewohner der Stadt schwere Geschütze gegen die Sünder auffahren, kann nur noch Stuarts dämonischer Freund Fon Pyre helfen … denn mit dem gefallenen Engel, der hinter der ganzen Hysterie steckt, kann ein Mensch alleine es nicht aufnehmen.
Die Story ist ziemlich abstrus und skurril. Timothy Carter nimmt hier übertriebene Religiosität und Bigotterie auf die Schippe – dies zwar stellenweise provokant und auch ironisch, aber nie unter der Gürtellinie. Erzählt aus der Ich-Perspektive von Stuart erlebt man alles aus erster Hand mit. Er geht mit seiner Homosexualität offen und gelassen um, ist auch ein klein wenig in einen Mitschüler verliebt (der selber noch so gar nicht weiß, wo er steht) und schafft es auch in ausweglosen Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren.
Der Erzählstil ist recht einfach gehalten und eher auf ein jugendliches Publikum ausgelegt, doch das stört den Lesespaß nicht. Spaßig auch die Zusammensetzung der Figuren: normale Bürger, gefallene Engel, Dämonen … Die Erklärung, warum gefallene Engel gefallen sind, klang schon fast einleuchtend und ist mal ein neuer Gesichtspunkt. Auch das „Sündenregister“, aufgestellt von den Engeln und gleich auf der Innenseite des Buchdeckels zu finden, ist auch lesenswert.
Fazit: Kein literarisches Meisterwerk, aber ein lesenswertes und spaßiges Buch für zwischendurch mit einer nicht alltäglichen Thematik. Das Ende ist so gehalten, dass man sich eine Fortsetzung durchaus vorstellen kann. Ich würde sie definitiv lesen.
Von Timothy Carter ist auf Deutsch nur noch „Dämonenhunger“ erschienen. Auf Englisch sind folgende Romane erhältlich: „Attack of the Intergalactic Soul Hunters“, „The Cupid War“ und „Closets“.