Tanja Heitmann
Nebelsilber
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»Nebelsilber« von Tanja Heitmann
Wegen der Ehekrise der Eltern ziehen die 17-jährige Edie und ihr Vater Haris in einen eher abgelegenen Teil des Spreewalds, nach Wasserruh . Umgeben von Wald, Wiesen und schmalen Flussläufen, versuchen die beiden ihre Wunden zu lecken. Haris, der seine Ehe kurzerhand auf Eis gelegt hat und Edie, die wegen ihrem besten Freund Liebeskummer hat. In dem alten Bauernhaus, das schon lange im Besitz der Familie ist, wollen die beiden zur Ruhe kommen. Nur aus der Ruhe wird sobald nichts, denn plötzlich taucht der seit zehn Jahren vermisste Silas auf, der damals als siebenjähriger Junge unter mysteriösen Umständen verschwand.
Zwischen Silas und Edie gibt es eine ganz besondere Verbindung , denn beide können einen magischen Teil der Welt sehen, der längst vergangen scheint und anderen verborgen bleibt. Eine dunkle Macht scheint im Wald zu leben und alles deutet darauf hin, dass diese finstere Macht den kleinen Silas damals wegen seiner Gabe entführte und er seitdem Schreckliches erleben musste. Ist Silas dieser alten Macht entkommen und stimmen die alten Geschichten vom Erlkönig, die die alte Nachbarin von Edie erzählt, vielleicht doch?
Meine Meinung:
Die Idee von Tanja Heitmann, eine fantastische Geschichte über den Erlkönig zu schreiben, fand ich gelungen . Allerdings hat mich das Buch etwas zwiegespalten. Einerseits hat es mich angenehm gegruselt, wenn die Autorin die Nebelschwaden aufziehen ließ und dem herbstlichen Wald in eine unheimliche Kulisse verwandelte. Andererseits war ich mir manchmal unsicher, was ich von dem Verlauf der Geschichte halten sollte. Die fantastischen Elemente im Buch waren, meiner Meinung nach, etwas holprig in die Geschichte gebracht. So hatte ich zum Beispiel am Anfang Schwierigkeiten, mir diese Gabe von Edie vorzustellen, einfach weil sie so schwammig beschrieben war. Die Geschichte las sich wie ein gutgelungener Jugendkrimi, dem zwischenzeitlich ein fantastischer Erzählstrang beigefügt wurde. Die Sache mit dem Herzschlag, der Silas zu Edie führte, war zwar eine romantische Angelegenheit aber wieso die beiden ihren Herzschlag hören können, wurde nicht erklärt.
Die Charaktere des Buches wurden angenehm dargestellt. Die Nebenfiguren, wie der Vater und die beiden Freunde Addo und Marischka fand ich sehr sympathisch und authentisch. Auch die zarte Liebesgeschichte zwischen Edie und Silas empfand ich als gelungen. Nur mit der Hauptfigur Edie hatte ich manchmal meine Probleme. Wieso z.B. läuft sie ständig in dem dunklen Wald herum, wenn dieser doch von einem unheimlichen Wesen heimgesucht wird, das sogar nach ihrem Leben trachtet? Auch hinterfragt sie all die unglaublichen Dinge nicht erst einmal, sondern nimmt sie sofort hin. Die Geschichte mit Edies bestem Freund, wegen dem sie schließlich ziemlich großen Liebeskummer hatte, empfand ich auch nur als kurz eingestreut. Trotzdem machte es Spaß “Nebelsilber“ zu lesen. Die Kapitel sind nicht zu lang, die Erzählweise der Autorin angenehm. Der Schluss der Geschichte ist gut gelungen, weil er stimmig ist und alles abschließt.
Fazit:
Die Idee des Buches hätte, meiner Meinung nach, noch ganz viel Potential gehabt, um mich richtig umzuhauen . Trotz kleiner Schwächen war “Nebelsilber“ für mich dennoch ein schönes Buch für zwischendurch. Deswegen gebe ich 3,5 Sterne