Steven Erikson Das Spiel der Götter 10
Die Feuer der Rebellion
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»Die Feuer der Rebellion« (Das Spiel der Götter 10) von Steven Erikson
Das Feuer der Rebellion ist ein Buch ohne Beginn und ohne Ende. Nach einem Abstecher zu den Tiste Edur mit der Geschichte der Sengar Brüder, kehrt der Autor zurück in das Reich der sieben Städte und begonnene Erzählstränge werden weiter fort oder zu Ende geführt.
Die Wege von Apsalar und Crokus trennen sich. Apsalar wird zur Hand Cottillions, der sie mit der Beseitigung einiger Sterblicher beauftragt. Auf ihrem Weg begegnet sie Ganeos Paran, erinnert sich aber kaum noch an die Ereignisse von damals, als sie von Cottillion besessen war und versuchte, den jungen Hauptmann zu töten. Ganeos Paran ist nun der Herr der Drachenkarten und hat dem Kartenset eine neue Karte hinzugefügt und somit dem Spiel der Götter eine neue Wendung gegeben.
Der schnelle Ben, der Assassine Kalam und auch Fiedler marschieren mit der vierzehnten Armee auf die Stadt Y'Ghatan zu. Sie verfolgen Leoman von den Dreschflegeln, der mit den Resten der Rebellenarmee in die Stadt flüchtet, um sich dort einem ultimativen Kampf zu stellen. Hier wird sich das Schicksal der Mandata Tavore und ihrer Armee entscheiden.
Mappo Trent und Icarium ziehen weiter durch das Land, immer auf der Suche nach Erlösung. Das naive, kindliche Gemüt des Halb-Jaghut und die tiefe Melancholie seines Begleiters berühren die Herzen des Lesers immer wieder aufs Neue. Mappo beschützt Icarium vor sich selbst und seiner Vergangenheit, doch was wird mit dem Jaghut passieren, sollten die Gefährten getrennt werden?
Schlitzer bekommt von Cottillion den Auftrag, Heboric Halbhand und die beiden Frauen Scillara und Felisin die Jüngere, zu begleiten und zu beschützen, wohin auch immer ihr Weg sie führen mag. Schlitzer erinnert sich kaum noch an seine unbeschwerte Zeit als naiver Dieb Croku, zu sehr hat er sich in das Spiel der Götter verstrickt. Heboric hadert mit seinem Schicksal, der neue Destriant von Treach zu sein.
Karsa Orlong zieht mit der Hexe Semar Dev durch die Lande, immer auf der Suche nach einem Feind, der seiner würdig ist.
Kommentar:
Vor einer Schlacht ziehen die Gedanken und Gefühle von Neulingen und Veteranen die gleiche Bahn. Diese reichen von Angst bis Irrsinn und spiegeln alle Facetten menschlichen Denkens wider.
Für viele Veteranen wir Y'Ghatan zu einem zweiten Aren, als sie zusehen müssen, wie ihre Kameraden in dem entfachten Feuer innerhalb der Stadt elendig verbrennen. Der deutsche Titel dieses Bandes gewinnt an Bedeutung, wenn man das Buch beendet hat. Hier wird Feuer in seiner allumfassenden Bedeutung beschrieben. Verzehrend, vernichtend, unbesiegbar aber auch reinigend, sofern man an den Phönix denkt, der sich aus der Asche erhebt. Leoman geht im wahrsten Sinne des Wortesüber Leichen, um dem malazanischen Imperium eine vernichtende Niederlage zuzufügen. Gegen ihn und seine Fanatiker hilft kein noch so guter Plan. Irrsinn ist nicht kalkulierbar, einschätzbar, oder vorhersehbar und beschwört unkontrollierbare Gewalten herauf.
Wie schon in den vorherigen Bänden, beweist Steven Erikson einmal mehr, wie eloquent er ist. Seine Sprache ist ausdruckstark, beeindruckend, er zieht den Leser mit in seine Welt. Viele sagen, dass die Bücher im Original noch beeindruckender sind, doch die Übersetzung von Tim Straetmann vermag durchaus zu fesseln. Der Autor ist gnadenlos, schonungslos, erbarmungslos in seinen Beschreibungen, er erspart seinen Fans nicht. Er zeigt das wahre Gesicht des Krieges. Und immer, wenn man meint, es nicht mehr ertragen zu können, wechselt die Szenerie und man kann etwas Atem schöpfen. Wie schon bei der Kette der Hunde, hatte ich hier teilweise Tränen in den Augen, denn das Schicksal der vierzehnten Armee kann niemanden kalt lassen. Ich bin froh, dass ich die Bände nicht an einem Stück, sondern mit Abstand gelesen habe. Sonst wäre ich für die reale Welt eine lange Zeit verloren gewesen. Hier liegt zu viel Trauer, Tod und Krieg beieinander, mehr, als mancher Leser ertragen kann. Und immer, wenn man meint, in der Trauer zu versinken, kommt eine Szene mit Iskaral Pustl oder Telorant und Rinnsel und man erwischt sich dabei, wie man schallend lacht.
Icarium wird immer wieder als Schlächter beschrieben, der auf grausame Weise undschuldige Kinder tötete und eine ganze Stadt dem Erdboden gleichmachte. Als Leser mag man diese Geschichten über den Halb-Jaghut kaum glauben. Auf seinen Reisen mit Mappo Trell lernen wir gequälte Seele kennen, ein Wesen auf der Suche nach verlorenen Erinnerungen. Er ist seinem Begleiter ein sanftmütiger und treuer Freund. Was diese beiden Wesen miteinander verbindet und was passieren wird, wenn Icarium seine Erinnerungen findet, bleibt weiterhin eines der spannendsten Rätsel dieser Geschichte.
Wie schon zu Beginn gesagt, hat dieses Buch keinen Anfang und kein Ende. Es beeinhaltet unendliches Leid, viele Kämpfe und unbekannte Pfade. Es ist kein Buch, das man nebenher lesen kann, kein Buch mit in sich abgeschlossenen Geschichten. Alles geht weiter, verbindet sich. Und auch die Toten finden weiterhin ihren Platz.
Wir lassen nichts als Wüsten zurück", ein Gedanke Heborics, der das Wriken des Krieges treffend beschreibt.
Die neue Ausgabe mit den dezenten Covern in gedeckten Farben gefällt mir wesentlich besser als die erste Ausgabe. Die Bücher sind im Taschenbuchformat auch handlicher. Es wurde wieder nicht mit Zugaben gespart, Karten und Anhänge sind in ausreichender Menge vorhanden. Wer immer noch nicht genug hat, kann jederzeit die Website besuchen.
Fazit:
Irgendwann erwartet man einen Eunruch und denkt, die Saga kann niemals in gleichbeibender Qualität so weiter gehen. Doch der Leser wird überrascht, der Autor schafft sogar noch eine Steigerung. Und das bei einem Band zehn. Für mich immer noch eine der besten Serien.