Paul McAuley Der Alien-Zyklus 1
Vierhundert Milliarden Sterne
Buchlisten
»Vierhundert Milliarden Sterne« (Der Alien-Zyklus 1) von Paul McAuley
Die Menschheit befindet sich in einem Krieg mit einer außerirdischen Rasse, über die man so gut wie nichts weiß. Als die Raummarine einen kleinen Planeten, der um einen roten Zwergstern kreist, entdeckt, glaubt man eine der außerirdischen Kolonialwelten gefunden zu haben. Denn dieser Planet wurde patchworkartig zusammengesetzt und weist eine künstlich geschaffene Biosphäre auf. Alles an diesem Planeten wirkt unnatürlich, ganz besonders aber die auf ihm lebenden Wesen. Halbintelligente Zweibeiner, die Herden von schneckenartigen Tieren hüten und die sich, nachdem die Menschen angefangen haben den Planeten zu untersuchen, in turmartigen Gebilden sammeln.
Eine der menschlichen Forscherinnen ist die telepathisch veranlagte Astronomin Dorthy Yoshida. Sie ist nur widerwillig und auf Order der Raummarine auf dem Planeten erschienen. Dank ihrer Fähigkeit kann sie eine übewältigende Intelligenz, eine Art Schwarmbewußtsein, erfassen. Der Planet scheint mehr zu verbergen als die Forscher vermuten.
----
Vierhundert Milliarden Sterne (OT: Four hundred billion stars) ist der erste Teil von Paul McAuleys Alien Trilogie. Eine Enttäuschung war das Buch zwar nicht, aber so richtig begeistern konnte es mich auch nicht. Bei der Handlung vermisse ich den Thrill, die Passagen die mich als Leser begeistern, interessieren und mich bei Laune halten. Das ich mich dennoch bis zum Schluß durchgekämpft, habe lag einfach daran, dass ich einmal angefangene Bücher generell zu Ende lese. Ist halt eine Marotte von mir.
Von dem Alien-Universum erfährt man nicht wirklich viel, das Meiste muss man sich irgendwie zusammenreimen. Die USA und Russland haben irgendwann Kolonien im Weltall gegründet und die Erde dann in einem Krieg fast zerstört, wodurch auch der Kontakt zu den Kolonien verloren ging und diese um Jahrhunderte in ihrer Entwicklung zurückfielen. Nach einer Zeit des Neuaufbaus und der weiteren Erkundung des Weltalls traf man auf eine außerirdische Rasse. Warum es zum Krieg mit dieser Rasse kam, weiß man nicht. Irgendwann sprachen die Waffen, eine friedliche Verständigung schien unmöglich. Das war es dann auch schon mit der Vorgeschichte.
Die Handlung wirkt, wie auch der Planet im Buch, zusammengeschustert. Der Text liest sich holprig, ist manchmal schwer nachzuvollziehen. Anstatt es auf den Punkt zu bringen und zu sagen das Dorthy eine Telepathin ist, wird immer nur gesagt sie hätte ein „Talent“. Irgendwann habe ich dann als Leser dieses „Talent“ einfach nur über und kanns nicht mehr hören. Anstatt ihre Telepathie auf dem Planeten einzusetzten, der Grund warum sie überhaupt erst auf ihn abkommandiert wurde, tut sie genau das nicht, beziehungsweise so selten wie möglich. Und wenn sie die Telepathie dann endlich doch mal einsetzt, bringt es fast gar nichts. Den kompletten Telepathie-Nonsens hätte sich der Autor auch getrost schenken können.
Hinzu kommt, dass fast alle Protagonisten durchgängig unsympathisch wirken. Selbst Dorthy nervt mit ihrer negativen Einstellung (eigentlich will ich ja gar nicht hier sein), ihrer Mimosenhaftigkeit und der ablehnenden Haltung gegenüber ihren Kollegen. Der einzige Sympathieträger stirbt bedauerlicherweise dann auch gleich in der Mitte des Buches. Wie übrigens auch fast alle anderen Protagonisten das Ende des Buches nicht mehr erleben. Die Raummarine, die am Anfang immer noch schwer mit dem Säbel rasselte, macht dann, als es darauf ankommt, nichts.
Auch bei den Aliens tut sich McAuley schwer. Gäbe es eine Liste der langweiligsten und uninteressantesten Aliens, diese hier würden es locker unter die Top Ten schaffen. Die Geschichte des Alienvolkes ist irgendwie verworren, der Krieg mit den Menschen so überflüssig wie ein zweiter Blinddarm. Warum das Alienvolk sich nun zersplitterte und warum es so handelte, wie man es getan hat, ist für mich schwer nachvollziehbar. Auch wenn ich es nicht näher erklären kann (ist mehr gefühlsmäßig), passt diese Kombination der außerirdischen Hüter und der Behüteten auf dem Planeten nicht wirklich zusammen. Das hat irgendwie weder Hand noch Fuß. Der Zusammenhang soll vielleicht interessant sein, ist es aber nicht. Der ganze Plot hat für mich einfach zu viele Ungereimtheiten.
Wer Bücher mit ähnlicher Thematik sucht, dem kann ich Die dunklen Lichtjahre von Brian W. Aldiss empfehlen. Die Geschichte liest sich flüssier, besser und auch sinnvoller als dieses Buch, welches mich wirklich nicht überzeugt hat. Ob ich die Fortsetzungen lese, weiß ich nicht. Die Reihenfolge dieser Fortsetzungen ist übrigens genauso verwirrend wie die vorliegende Handlung. Band 2 der Alien-Trilogie, Verborgene Harmonien, hat mit dem vorliegenden Buch nichts zu tun. Es spielt zwar im gleichen Universum, handelt aber vor der Zeit und spielt auf einem von Menschen besiedelten Planeten. Erst der dritte Band, Ewiges Licht, setzt die Geschichte um Dorthy wieder fort.
Ich hätte dieses Buch gerne gemocht, gerade auch weil ich in den letzten Jahren von den neu erschienenen Büchern im Bereich SF doch sehr enttäuscht wurde. Die angeblichen und von ihren Kollegen so hoch gelobten "Erben" von Asimov, Clark und Heinlein entpuppten sich in der Regel eher als Erbschleicher. Bücher ohne eigene Ideen, Aufgüsse von annodazumal, schlecht und oberflächlich geschrieben - nein, das brauche ich nicht. Um so enttäuschender dann, dass auch der Griff zu einem Buch aus "der guten alten Zeit" nicht das halten konnte, was zu finden ich mir erhofft hatte.