Patrick Ness New World 1
Die Flucht
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»Die Flucht« (New World 1) von Patrick Ness
Vor vielen Jahren landeten Menschen, die die Erde verlassen wollten, auf dem Planeten „New World“, um zu siedeln. Im ersten Augenblick kam ihnen die neue Welt vor wie ein Paradies. Die „Ureinwohner“, die sogenannten Spackles, waren friedlich, Tiere können sprechen, das Land bot allen Siedlern genug Platz. Doch dieses Gefühl täuschte. Denn es lag etwas in der Luft – und dieses Etwas bewirkte, dass plötzlich die Gedanken aller Männer hörbar wurden; dem „Lärm“ kann sich keiner entziehen, er ist immer gegenwärtig. Nun, einige Jahre später, besagt die Historie, dass die Spackles einen Virus freisetzten, der dieses Hörbarmachen auslöste und alle Frauen tötete. Dadurch kam es zum Krieg und alle Spackles wurden vernichtet.
Todd Hewitt ist 12 Jahre alt und lebt in Prentisstown. In dieser Stadt gibt es nicht mehr viele Einwohner, ganze 147 an der Zahl – nur Männer. Todd fiebert seinem 13. Geburtstag entgegen, denn dann wird er zum Mann und ist nicht mehr der einzige Junge im Ort. Doch wenige Tage vor seinem Geburtstag macht er in den Sümpfen eine seltsame Entdeckung. Nahe eines abgestürzten Raumschiffes entdeckt er ein Mädchen. Und ab diesem Moment steht sein Leben auf dem Kopf. Ben und Cillian – seine Ziehväter, die ihn nach dem Tod seiner Eltern auf ihrer Farm aufnahmen – schicken ihn weg. Warum, kann er nicht verstehen. Es sei zu seinem Schutz. Doch seine Flucht wird entdeckt. Der Bürgermeister und seine Schergen überfallen die Farm, er selbst wird von Prediger Aaron verfolgt. Ihm zur Seite stehen nur sein Hund Manchee und Viola, das fremde Mädchen. Auf dieser Flucht erfährt er die Wahrheit über seine Heimat, seine Familie und das Leben auf New World. Und diese Wahrheit bringt ihn nahe an den Rand der Verzweiflung.
Das Buch hat mich von der ersten Seite an gepackt und nur schwer losgelassen. Der Gedanke an ein Leben auf einem fremden Planeten scheint sehr reizvoll, auch, dass Tiere sprechen können ist eine spannende Überlegung. Doch dass ein Neuanfang nicht immer hält, was er vermeintlich verspricht, lernt man durch dieses Buch.
Der Schreibstil wirkt einfach (was er aber nicht ist) und erzählt die Geschichte aus der Sicht von Todd. Damit hat Patrick Ness es geschafft, dass der Leser Todds Gefühle, Gedanken und Ängste hautnah spürt und miterlebt. Todd und Manchee sind zwei absolut liebenswerte Charaktere – der Hund Manchee mutet manchmal menschlich an, was daran liegt, dass er spricht (auch wenn er eher einfach gestrickt ist). Beide entwickeln sich im Laufe des Buches weiter. Todd, der eher behütet aufwuchs und plötzlich auf sich allein gestellt ist, Verantwortung übernehmen muss und erwachsen wird. Manchee, der junge Hund, der spielen, jagen und fressen will, wird zu seinem wichtigen Begleiter und wächst über sich selbst hinaus. Viola, das junge fremde Mädchen, muss erst damit umzugehen lernen, Gedanken anderer zu hören und auf einem fremden Planeten völlig allein zu sein. Auch sie wird eine wichtige Begleiterin für Todd, für die er sogar sein Leben riskiert.
Die Flucht der beiden ist abenteuerlich und gönnt den Protagonisten keine Pause. Als Leser fiebert man bei allen Gefahren mit und möchte eingreifen oder sie warnen. Das Ende ist fast schon überraschend, obwohl man eigentlich damit hätte rechnen müssen, gibt es doch noch zwei weitere Teile der New World-Serie. Es endet (natürlich) mit einem offenen Schluss, der die Spannung auf die Fortsetzung erhöht.
Fazit: Ich würde dieses Buch nicht als Jugendbuch einordnen, dafür ist es teilweise zu brutal. Man muss sich auf den speziellen Schreibstil des Autors einlassen können. Mich persönlich hat es sehr begeistert, ich kann es uneingeschränkt weiter empfehlen.
Weitere Teile der Trilogie sind im Ravensburger Verlag als Hardcover erschienen:
Teil 2: Das dunkle Paradies
Teil 3: Das brennende Messer
Teil 2 kommt im Februar 2013 als Taschenbuch heraus.