Kate Harrison Soul Beach 2
Schwarzer Sand
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»Schwarzer Sand« (Soul Beach 2) von Kate Harrison
Seitdem Alice einer Seele von Soul Beach helfen konnte, wird sie als eine Art Heldin betrachtet. Viele erbitten ihre Hilfe, damit sie dem angeblichen Paradies entfliehen und ein neues Leben in der Unendlichkeit beginnen können. Alice hilft gerne, aber ihr reales Leben fängt an, darunter zu leiden. Und dies, obwohl, oder vielmehr weil sie dem Mörder ihrer Schwester immer näher kommt. Der Mörder genießt das Katz und Maus Spiel. Als Alice mit ihren Freunden nach Barcelona fliegt, spitzt sich die Lage immer weiter zu.
Das Cover ist genau das gleiche wie bei Teil eins, außer der Farbe, die jetzt einen Blau-Türkis-Ton hat. Der Titel prangt in großen Buchstaben in der Mitte, unten ist ein düsterer Strand mit Palmen zu sehen. Eigentlich nicht schlecht, da so die Zusammengehörigkeit der Serie deutlich wird, aber um ehrlich zu sein, finde ich es auch ein wenig einfallslos.
Kate Harrison beginnt Teil zwei dort, wo sie ihre Leser mit dem ersten Teil verlassen hat . Leider fiel mir der Einstieg ziemlich schwer, da die Autorin mit Rückblicken knausert. Aber als ich wieder in der Geschichte drin war, konnte ich ihr problemlos folgen und in vollen Zügen genießen. Aufs Neue war ich von Harrisons ruhigem Schreibstil fasziniert. Sie schreibt ruhig, aber dennoch sehr eindringlich und fesselnd. Die Mischung ist einfach grandios und ich genoss jede Zeile des Buches. Die Stimmung wechselt häufig und steht im Gegensatz zu den Örtlichkeiten. Soul Beach ist ein absolutes Paradies; Sandstrände, jeder Wunsch wird erfüllt, perfekte Körper, Harmonie. Und dennoch brodelt es unter der Oberfläche. Zu perfekt, zu ruhig, zu ausgeglichen ist für die menschliche Natur ein Zustand, der ans Unerträgliche grenzt. Trotz strahlend blauem Himmel, Wärme, Wellenplätschern hatte ich stets ein Gefühl der Bedrohung im Hinterkopf, fühlte mich beobachtet und bedrängt. Nicht ganz greifbar aber dennoch spürbar.
Doch in der wirklichen Welt sieht es anders aus: Trotz Unruhe, Unsicherheit und Bedrängnis wirkt unsere Welt ausgeglichen und einfach lebenswerter. Ich vermute, dass die Autorin genau dies auch erreichen wollte! Der Verlust eines geliebten Menschen ist einfach nur schrecklich, trotzdem sollte die reale Welt immer der Flucht vorgezogen werden, so schwer es auch sein mag. Die Veränderung, die in Alice vorgeht, wie sie sich langsam vom Jenseits löst und zurück ins Diesseits kommt, fand ich mehr als spannend zu beobachten. Nach und nach kappt sie die Taue, die sie in Soul Beach fesseln, auch wenn es sehr schwer ist und dieser Vorgang wohl eher unbewusst geschieht.
Kurze Einspieler der Gedanken des Mörders verleihen dem Buch eine ungeahnte Würze. Beklemmung schimmert zwischen den Zeilen durch und eine bohrende Angst bemächtigte sich meiner. Die Autorin schafft es, dass ich die ganze Zeit überlege, wer es wohl sein könnte und immer, wenn ich mich festgelegt habe, verwerfe ich den Gedanken wieder. Was mir teilweise an Spannung in der Handlung fehlte, wird hier kompensiert durch Komprimierung.
Die Charaktere sind Kate Harrison zwar authentisch gelungen, aber mir fehlt dennoch der Tiefgang. Auf mich wirken sie zum Teil relativ oberflächlich, weil die Emotionen nicht so stark ausgearbeitet worden sind, wie ich vermutet hatte. Dies kann natürlich auch daran liegen, dass in diesem Band eine merkliche Veränderung vor sich geht. Das Leben im virtuellen Soul Beach nimmt ab und der Bezug zur Realität wird stärker. Mir als Leser ist dies aufgefallen, aber ich denke, dass Alice es noch nicht verinnerlicht hat aus Angst, den Anker zu ihrer geliebten Schwester zu verlieren. Alice belebt alte Freundschaften wieder, die nach dem Tod von Meggie brach lagen. Der Spagat, den sie dadurch meistert, ist bemerkenswert.
Ihre Freunde haben natürlich Verständnis für Alice und ihre schwierige Situation. Doch hin und wieder blitzt auch Ungeduld auf, weil sie ihre lebenslustige Freundin wiederhaben wollen. Die Zeit der Trauer ist vorbei und der Weg ins Leben wird Alice von ihnen geebnet. Diese Freundschaften sind ihr wichtig und dies wird auch verdeutlicht.
Mein Fazit
Nicht ganz so stark wie der erste Teil, aber doch so spannend, dass ich nun ungeduldig auf den letzten Band der Trilogie giere!