Ian McDonald Luna 2
Wolfsmond
Buchlisten
»Wolfsmond« (Luna 2) von Ian McDonald
Der Mond ist besiedelt. Die Macht auf dem Mond liegt bei großen Unternehmen, den „Drachen“. Bis vor kurzem waren es noch fünf Drachen, dann wurde die Corta Helio Corporation nach dem Tod ihrer Matriarchin angegriffen und zerschlagen. Die verbliebenen Familienmitglieder sind auf der Flucht. Mit dem Fall der Corta-Familie ist der Machtkampf auf dem Mond nicht zu Ende. Die vier verbliebenen Drachen beäugen sich misstrauisch, selbst innerhalb einiger Familien flackern Machtkämpfe auf.
Unterdessen verfolgen wir die überlebenden Cortas. Duncan Corta sucht auf der Erde Verbündete für die Rückgewinnung des Corta-Imperiums. Er muss sich dafür einem schwierigen medizinischen Programm unterziehen, denn sein Körper ist nicht an die Erdschwerkraft angepasst.
Die Anwältin Ariel Corta fällt tief in der Mond-Hierarchie. Sie arbeitet sich mühsam wieder hoch und wird zur juristischen Beraterin des Präsidenten der Lunar Development Corporation. Durch diese Gesellschaft wollen die Erd-Regierungen ihren Einfluss auf den Mond sichern.
Wagner Corta, das ausgestoßene Familienmitglied, scheint wegen seines (nicht vorhandenen) Status in der Familie am wenigsten in Gefahr zu sein. Er macht sich Sorgen um seine jüngeren Verwandten.
Einige jüngere Cortas haben Zuflucht bei angeheirateten Familienmitgliedern gefunden.
Lucas Corta hat sich auf der Erde Unterstützung gesucht, um die LDC in die Hand zu bekommen. Er verbündet sich dazu mit den Woronzows, einer anderen Drachenfamilie. Der blutige Coup gelingt, um den Preis vieler Toter und einiger zerstörter Siedlungen. Allerdings hat er noch nicht alle seine Feinde besiegt.
Kommentar :
Am Ende des ersten Bandes von „Luna“ wird die Corta-Familie zerstört und ihr Firmen-Imperium unter die verbleibenden Drachen-Familien aufgeteilt. Im zweiten Band erzählt der Autor, wie sich die Überlebenden der Familie durchschlagen und welche politischen und wirtschaftlichen Wellen die Umordnung im Machgefüge des Mondes schlägt.
Lucas Corta ist ein Mondgeborener der ersten Generation. Er kann nur zur Erde fliehen, auf dem Mond ist er in Lebensgefahr. In einem mühsamen, mehrmonatigen Prozess versucht er, sich auf die irdischen Bedingungen einzustellen. Lucas war nach meinem Eindruck die Hauptperson dieses zweiten Bandes. Seine Handlungen trieben die Geschichte vorwärts. Er selbst, einst eine strahlende Corta-Gestalt, verfällt zusehends körperlich unter dem Einfluss der gnadenlosen Schwerkraft der Erde. Er kehrt zwar zum Mond zurück und kann erste Schritte zur Rückeroberung des Corta-Imperiums unternehmen, aber er wird immer an Krücken gehen müssen. Eine sehr überzeugende Charakterschilderung.
Auch die anderen Corta-Kinder und Enkel kommen zu Wort, alle auf die eine oder andere Weise untrennbar mit dem Mond verbunden. Sie alle werden in den Machtkämpfen, die auf den Fall der Cortas folgen, hin und her getrieben. Sie müssen sich einem Konflikt stellen, den sie nur begrenzt begreifen und den sie an keiner Stelle beeinflussen können.
Der Mond selbst mit seinen Siedlungen, der Machtteilung der Drachen-Familien und der Entfremdung der Mondgeborenen von der Erde ist gut und nachvollziehbar geschildert. Der Autor hat viel in die Physik der Mondbesiedlung investiert, auch einen glaubhaften möglichen Gesellschaftsentwurf geliefert. Jede Familie hat ihre eigenen Traditionen und ihren eigenen Glauben mitgebracht und diese dann an die Mondbedingungen angepasst. Viel Neues ist daraus entstanden – Wettbewerbe, Duelle, Fechter als Leibwächter (was würden wohl Schusswaffen in einer unter Druck stehenden Siedlung anrichten), eine ganz eigene Rechtsprechung. Dem Autor gelingt hier eine interessante Welt, Science Fiction ohne Aliens, Wurmlöcher und Überlichtgeschwindigkeit.
Fazit :
Ein sehr guter, schneller, dynamischer Folgeband, der neugierig darauf macht, wie die Geschichte zu Ende geht.