Evangelisti, Valerio Nostradamus 1
Die Prophezeiung
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»Die Prophezeiung« (Nostradamus 1) von Evangelisti, Valerio
Wenn Alexandre Dumas noch leben würde, hätte diese Trilogie von ihm stammen können. Wir kennen den Autor aus seinem, bei Heyne erschienen lnquisitor Zyklus. Aber auch Goldmann / Blanvalet hat den Italiener für sich entdeckt. Und, um dies vorweg zu nehmen, die „Goldmänner“ haben meines Erachtens den besseren Griff getan.
Abseits der Fantasy Edition bei Blanvalet erscheinen die drei Bände als grossformatige Paperbacks in der allgemeinen Reihe.
Um was es geht, ist dem Titel unschwer zu entnehmen. Nostradamus, der Prophet steht im Mittelpunkt der drei voluminösen Romane. Michel de Notredame, wie er bürgerlich eigentlich heisst ist kein sympathischer Protagonist. Als Abkömmling einer zum katholischen Glauben konvertierten Familie spanischstämmiger Juden ist er ein geltungssüchtiger, bornierter, innerlich verunsicherter Geck. Er misshandelt und vergewaltigt seine erste Frau, verstösst diese und seine Kinder. Gleichzeitig aber ist er auch ein fähiger Arzt und Apotheker. Vor Beginn unserer Handlung wird Michel vom Ulrich von Mainz in einem schwarzmagischen Ritual in eine Geheimlehre eingeführt, die ihn in Räume jenseits der Zeit entführen. Nicht nur dies, Michel soll später einmal die Nachfolge Ulrich's übernehmen. Er erliegt der Versuchung sich zunächst mittels eines Elixiers, später durch eine Beschwörung auf die Reise jenseits der Zeiten zu begeben, und die Zukunft zu schauen. Doch Angst vor Verfolgungen der lnquisition und sein christlicher Glaube lassen Michel der dunklen Magie abschwören. Wir nehmen seinen abenteuerlichen Weg vom Studiosus der Medizin, zum ingrimmigen und erfolgreichen Bekämpfer der Pest bis hin zum umjubelten Propheten teil. Immer wieder verfolgen ihn die Häscher der lnquisition, wird seine mühsam aufgebaute bürgerliche Existenz als geachteter Apotheker oder Arzt von Intrigen und Verleumdungen bedroht. Er sucht und findet Ansehen und Respekt, nur um diese wieder zu verlieren. als er endlich persönliches Glück in den Armen seine Frau findet, ist auch dieses Idyll nicht von Dauer.
Jedes der drei Bücher erzählt von den Nachstellungen einer Person. Ist es im Auftaktband ein spanischer lnquisitator, der gnadenlos Jagd auf Michel macht, so trachtet ihn im zweiten Band eine hintertriebene, intrigante Adelige nach dem Leben. Im drillen abschliessenden Band schliesslich nimmt der Jesuiten-Pater Michaelis die Spur des unter dem Namen Nostradamus Publizierenden auf. Jenseits der Zeit treffen alle Hauptpersonen dann wieder aufeinander. Es gilt Ulrich von Mainz aufzuhalten, der nicht weniger Plant, als die Menschheit zu vernichten.
Der Autor erzählt uns eine sehr interessante Geschichte. Dabei gelingt es ihm, scheinbar mühelos, uns ein intensives Bild der gesellschaftlichen Zustände und der geschichtlichen Ereignisse des 16. Jahrhunderts zu vermitteln. Wie schon erwähnt ist Michel alias Nostradamus kein sympathischer Held. Aber er ist eine interessante weil vielschichtige Person. Wir verachten seine Handlungsweise, können aber auch nachvollziehen, was ihn zu seinen Taten verleitet hat. Dann wieder überkommt uns Mitleid mit dem so arg Gebeutelten ob der Fährnisse und Nachstellungen, die das Schicksal in Person seiner Häscher für ihn Bereit hält. Und wir verfolgen gespannt mit, wie er um die Zukunft der Menschheit zu retten in einen aussichtslos zu scheinenden Kampf gegen seinen alten Lehrmeister antritt. So ganz nebenbei erfahren wir viel von den Lebensumständen der verschiedenen Gesellschaftsschichten in der damaligen Zeit. Michel´s Schicksal führt ihn als gejagten Bettler an den Strassenrand und später als Berater der Midici an den französischen Königshof. Über ihn bekommen wir einen Einblick in die Lebensumstände der armen Bauern, der Handwerker, der frivolen, vegnügungssüchtigen Adeligen und des korrupten Klerus. Die calvinistische Revolution, das Aufbegehren der Hugenotten, die Glaubenskriege nehmen so vor unseren Augen plastisch Gestalt an. Der Autor vermittelt uns lebendige Geschichte - so ganz anderes als der trockene Unterrichtsstoff.
Die drei Bücher sind keine Romane, die man mal schnell, so nebenbei konsumieren kann. Zu viele Informationen gilt es aufzunehmen und zu verarbeiten, zu umfangreich sind die auftretenden Gestalten. Doch der Autor versteht es uns seine fiktive Biographie schmackhaft zu machen und uns kurzweilig zu Unterhalten.