David Weber/Timothy Zahn Manticore Ascendant, Band 1
Der Aufstieg Manticores: Im Namen der Ehre
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»Der Aufstieg Manticores: Im Namen der Ehre« (Manticore Ascendant, Band 1) von David Weber/Timothy Zahn
Dem Sternkönigreich Manticore geht es nicht wirklich gut, es fehlt ihm so ziemlich an allem: an Finanzmitteln, an Arbeitskräften, einer funktionierenden Wirtschaft oder an Rettungs- und Patrouillenschiffe für ihre Arbeitskräfte draußen im Weltraum. Kein Wunder also, dass einige Regierungsvertreter auf die Idee kommen, die vermeintlich unnützen und kostspieligen Schlachtkreuzer der Raummarine zu demontieren und anderen Zwecken zuzuführen.
Angesichts dieses Hintergrundes ist die Entscheidung von Travis Long, Mitglied der Raummarine zu werden, höchst bedenklich. Schnell muss der regeltreue Travis während seiner Ausbildung feststellen, dass der Marine Zucht und Ordnung fehlen, Befehle nur halbwegs korrekt ausgeführt werden und auch sonst einiges im Argen liegt. Langeweile ist für ihn angesagt.
Das ändert sich jedoch als er an Bord der HMS Guardian ins Secour System geschickt wird. Das befreundete Sternenreich Haven veranstaltet eine Art Flohmarkt für ihre ausrangierten Militärraumschiffe und hat dazu zahlreiche interessierte Vertreter diverser Sonnensysteme eingeladen. Unter den Vertretern hat sich auch ein Pirat eingeschlichen der sich mit Hilfe eines brutalen und ausgeklügelten Planes in die Gewalt zweier Raumschiffe bringen will. Die einzigen die das noch verhindern können sind die Besatzung der HMS Guardian und - Travis Long.
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Wer die Bücher von David Weber kennt, weiß das er von einem unbezähmbaren Drang zu politischen und militärischen Exzessen getrieben wird. Auch das vorliegende Buch, Der Aufstieg Manticores, Teil 1 (OT: A call to duty: Book 1 of Manticore ascendant), bildet da keine Ausnahme. Der erste Teil handelt hauptsächlich von der Ausbildung Travis’ und widmet sich insbesondere der politischen, wirtschaftlichen und militärischen Situation im Königreich Manticore. In seitenlangen, aber durchaus nicht uninteressanten Diskussionen, schlagen sich diverse Regierungsvertreter verbal die Köpfe ein, schmieden Pläne und legen ihre Standpunkte nachdrücklich dar. Politik in Reinkultur.
Erst im weiteren Verlauf nimmt die Geschichte endlich Fahrt auf, wird erheblich kurzweiliger und richtig spannend. Ist Travis Long noch der Hauptakteur im ersten Teil, so verschiebt sich nun der Fokus auf andere Protagonisten – und das tut der Geschichte richtig gut denn so ganz sympathisch kommt Travis nämlich nicht rüber. Er ist ein pedantischer Klugscheißer und wird von seinen Kameraden folgerichtig nur noch Pingelkopf genannt.
Er nimmt jeden Befehl wortwörtlich, hält sich strikt an alle Regeln, egal wie unsinnig sie auch erscheinen mögen. Oder, um es anders auszudrücken: Pingelkopf Long nervt – und das gewaltig! Nicht nur seine Vorgesetzten, sondern auch mich als Leser. Glücklicherweise, ist Travis aber mehr als nur ein Pingelkopf, er ist auch ein genialer, unorthodoxer Querdenker, dessen Beiträge sich ein ums andere Mal als wertvoll und absolut hilfreich erweisen. Insbesondere im zweiten Teil der Geschichte, wenn es darum geht, dass die Besatzung der HMS Guardian einen tollkühnen und brutalen Piratenakt verhindern muss.
Dieser zweite Teil hat es in der Tat in sich, ab da wird das Buch zu einem wahren Pageturner, den ich kaum noch aus der Hand legen konnte. Die Kaperung der beiden ausgemusterten Haven Schiffe schien zwar etwas einfach zu sein (um nicht zu sagen zu einfach), zeigt aber auch die Probleme die sich aus einer straffen Hierarchie ergeben können, wenn z.B. jede Handlung und jeder Befehl erst von dem vorgesetzten Offizier bestätigt werden muss.
Die Charakterzeichnungen fallen leider etwas dürftig aus, selbst bei dem Helden der Geschichte. Man erfährt nicht wirklich viel von Travis, seine Gedanken scheinen sich um rein dienstliche Belange und um die Dienstvorschriften zu drehen. Er saugt Wissen wie ein nasser Schwamm in sich auf, eine Eigenschaft, die er nutzbringend anzuwenden weiß. Von seinen Kameraden, die er während der Ausbildung oder an Bord der HMS Vanguard und der HMS Guardian kennenlernt, kann nur seine vorgesetzte Offizierin Allegra Metzger etwas Profil entwickeln. Alle anderen verblassen mit der Zeit und sind höchstens noch im seitenlangen Personenverzeichnis wieder auffindbar. Bei den Angehörigen des Adels und des höherrangiger Militärs sieht die Lage auch nicht unbedingt besser aus. Das wird sich hoffentlich noch im Verlauf der Serie ändern.
Auch wenn Weber, Zahn und Thomas Pope (lt. Vorwort der dritte, aber namentlich nicht genannte, Autor des Buches) ohne martialische Schlachten auskommen, wird dennoch der militärische Aspekt stark betont. Hier kann es hilfreich sein, sich bereits in der Honor Harrington Reihe auszukennen. Die vielen Fachbegriffe verwirren oftmals, haben bei mir aber dennoch den Lesefluss nicht unterbrochen (ich kenne nur das erste Honor Harrington Buch).
Fazit:
Für mich eine absolut lesenswerte und kurzweilige Geschichte. Gut und flüssig geschrieben mit einem starken Hang zu militärischen und politischen Aspekten. Das ganze Setting (wie auch bei Honor Harrington ) ist stark an das Großbritannien des 17. und 18. Jahrhunderts angelehnt. Das verleiht der Geschichte noch einen zusätzlichen Reiz - wenn man ein Fan davon ist, bei anderen Lesern könnte es möglicherweise einen etwas antiquierten Eindruck hinterlassen. Als begeisterter Fan von David Feintuchs Nick Seafort und Patrick O’Brians Jack Aubrey Bücher, kann ich die neue Reihe von Weber und Co. nur empfehlen.