Christoph Marzi
London: Ein Uralte Metropole
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»London: Ein Uralte Metropole« von Christoph Marzi
Emily Laing kehr aus New York zurück nach London, ihrer alten Heimat, in der sie viel trauriges, seltsames, schönes, bewegendes und spannendes erlebt hat. Sie ist nicht mehr die gleiche junge Frau, zu viel hat sich in ihrem Leben verändert. Doch einiges ist immer noch gleich: Ihre Hilfsbereitschaft und ihr Herz für verlorene Seelen. So hat sie diese Eigenschaften zu ihrem Beruf gemacht. Mit ihren Tricksterfähigkeiten hilft sie Kindern, sich ihre Ängsten zu stellen und zeigt ihnen einen Weg, diese Ängste zu überwinden. Als sie einen Auftrag in Cambridge beendet hat und nach London zurück kehren möchte, ist London plötzlich verschwunden. Niemand erinnert sich an eine Stadt dieses Namens, auf keiner Landkarte und in keinem Buch wird London erwähnt. Nur durch das Eingreifen zweier sehr merkwürdiger alter Damen gelingt Emily eine Rückkehr in die Stadt der Schornsteine, wo sich auf den ersten Blick nichts verändert hat. Doch der Schein trügt. U-Bahn Züge fahren fort und kommen nie an, Stadteile verschwinden und tot geglaubte Menschen leben ihr Leben, als wären sie nie fort gewesen. Als Emily das kleine Mädchen Piccadilly Mayfair trifft, wird sie wieder in Ereignisse hineingezogen, in welche die Stadt unter Stadt involviert ist. Eine Rückkehr in die uralte Metropole ist unvermeidlich, wollen die Gefährten das Geheimnis um das Mädchen lüften, welches nichts von seiner Vergangenheit weiß, die Sprache der Ratten versteht, plötzlich aus dem Nichts erschienen ist und von grausamen Wesen verfolgt wird. Als Emily versucht, mit ihren Fähigkeiten die Erinnerungen des Mädchens zu lesen, findet sie nur ein großes Durcheinander und grausame Bilder. Also begeben sich Wittgenstein, Mina und Maurice Micklewhite in die uralte Metropole, um das Geheimnis Piccas zu lüften und zu ergründen, was es mit dem Verschwinden der Stadteile auf sich hat.
Kommentar:
Erneut schickt uns Christoph Marzi nach London und in die uralte Metropole, begleitet von lieb gewonnen Figuren, die uns über die Zeit ans Herz gewachsen sind. Emily Laing wirkt wir ein Anachronismus in der heutigen Welt. Sie ist eine mittlerweile 24jährige junge Frau, geprägt vom Leben, mit dem Drang Kindern zu helfen. Ihre Art zu wirken erinnert an die indianischen Traumfänger, die ebenfalls böse Träume vertreiben. Während die ersten Bänder sehr altmodisch und nicht recht von dieser Welt wirkten, erscheint dieser Band wesentlich moderner. Es gibt Hinweise auf Google, die Protagonisten benutzen Handys und I-Phones. Das Ambiente wirkt nicht mehr so traumhaft und alles ist fester in der Welt verankert.
Besonders gefallen haben mir die literarischen Spuren zu anderen großartigen Autoren. Wir finden hier einen Inspektor Lestrade und ein Renfield Sanatorium aus den Klassikern aber auch Anmerkungen Dr. Who und Mary Poppins, es wird Klassik mit Moderne gemischt. Die Einleitung beginnt mit einem Zitat des großartigen Arthur Conan Doyle.
Neben bekannten Figuren wie John MIlton und Eliza Holland, Aurora und Neill, Lord Nelson oder auch Mieville führt der Autor hier einige neue Figuren ein, die uns ebenso bezaubern. Allen voran natürlich die kleine Piccadilly Mayfair, die zu Anfang genauso verloren erscheint wie damals Emily. Der Kreis schließt sich. War es damals Wittgenstein, der Emily fand, so findet Emily nun Piccadilly und kümmert sich um sie.
Das Cover des Buches passt zu den vorherigen Ausgaben. Oben in hellen Farben das heutige London, unten, gespiegelt, die uralte Metropole in einem dunklen blaugrau. Shutterstock ist mir mit Illustrationen in der Fantasyliteratur schon mehrmals positiv aufgefallen. Und Christoph Marzi? Was soll man über diesen Autor noch schreiben? Seine Sprache ist außergewöhnlich poetisch. und märchenhaft. Er lässt traumhafte Bilder vor den Augen des Lesers entstehen und entführt sie in wunderbare Welten. Die Wiederholungen seiner Sätze ( Fragen sie nicht) intensivieren das Gefühl der Eindringlichkeit und des Miterlebens. Er nutzt die deutsche Sprache als Medium wie kaum ein anderer Autor. Gleichermaßen berührt hat mich bisher eigentlich nur Carlos Ruiz Zafon.
Die Bände um die uralte Metropole sind sicherlich seine schönsten Werke aber auch seine anderen Werke sind unbedingt empfehlenswert.
Fazit:
Auch wenn es im mittleren Teil einige Längen gibt, bietet dieses Buch alles, was man als treuer Leser erwartet. Dieses Buch lässt sich auch ohne Kenntnis der vorherigen Bände lesen, das wäre aber nur die halbe Freude.