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James P. Hogan

Riesen Trilogie (Giants), Band 1
Das Erbe der Sterne: Roman - Meisterwerke der Science-Fiction


 
»Das Erbe der Sterne: Roman - Meisterwerke der Science-Fiction« (Riesen Trilogie (Giants), Band 1) von James P. Hogan


Besprochen von:
 
Detlef V.
Deine Wertung:
(5)

 
 
Auf dem Mond wird bei Vermessungsarbeiten im Jahr 2028 eine mumifizierte Leiche in einem roten Raumanzug entdeckt. Bei der Leiche handelt es sich zum Erstaunen aller um einen Menschen. Das Kuriose und Unverständliche an dem Fund ist der Umstand, dass der tote Raumfahrer, Charlie genannt, bereits vor 50000 Jahren auf dem Mond gestorben ist. Nachdem Charlie von Forschern und Wissenschaftlern untersucht wurde, ist eines offensichtlich. Die Geschichte der Menschheit muss komplett neu geschrieben werden.

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Das Erbe der Sterne (OT: Inherit the stars) ist ein nicht ganz neues Buch. Erstmalig aufgelegt wurde es bereits 1981 im Moewig Verlag unter dem Titel Der tote Raumfahrer. Rund 35 Jahre später erscheint es nun, neu durchgesehen und vollständig überarbeitet, im Heyne Verlag. Und das ist auch gut so, denn was der streitbare und im Jahr 2010 verstorbene Engländer James Patrick Hogan dort zu Papier gebracht hat ist aller Ehren wert.

Hogan präsentiert uns eine wunderbare Zukunft. Die Menschen haben Stützpunkte auf dem Mars, der Venus und auf dem Mond errichtet, der Jupiter und seine Monde sind ihr nächstes Ziel. Federführend bei bei diesen Errungenschaften und den erreichten Zielen sind nicht einzelne Nationen, sondern die UNWO, die Weltraumbehörde der UN. Wissenschaftler auf der ganzen Welt arbeiten gemeinsam und in Eintracht an den durch den Fund Charlies aufgeworfenen Problemstellungen.

Auf den ersten Seiten des Buches lebt Charlie noch und wird Zeuge des Unterganges seiner Zivilisation. Danch vollzieht die Story einen Zeitsprung von rund 50000 Jahren und wechselt ins Jahr 2028. Forscher der Erde finden Charlies Leichnam und es beginnt eine fieberhafte Suche nach dessen Ursprung. Es kann nicht sein, was nicht sein darf. Die Menschheit konnte doch unmöglich schon bereits vor 50.000 Jahren technisch so weit fortgeschritten sein und eine Mondmission durchgeführt haben, oder? Nach und nach stößt man bei den nachfolgenden Untersuchungen auf weitere Leichen- und Materialfunde auf dem Mond.

Gekrönt wird das ganze noch, als ein Arbeitsteam auf dem Jupitermond Ganymed den Fund eines 25 Million Jahre alten Raumschiffes einer außerirdischen Rasse vermeldet. An Bord sind prähistorische Tiere aus der Urzeit unserer Erde. Die Forscher erkennen schnell, dass eine Verbindung zwischen Lunariern (so nennt man die Rasse der Charlie angehört hat) und den Ganymedern (so nennt man die Außerirdischen) bestehen muss. Eines ist sicher. Beide Rassen, so unterschiedlich sie auch sind, sind Kinder unserer Sonne. Die einen unsere direkten Vorfahren, die andere quasi unsere Stiefeltern. Denn nicht nur die Erde hat in unserem System Leben hervorgebracht, auch der jetzige Asteroidengürtel war einmal ein blühender Planet.

Die Art und Weise wie Hogan die Geschichte wissenschaftlich abrundet und erzählerisch voranbringt ist spitze. Hogan, ein Autor von Hard Science, läßt keine Frage unbeantwortet. Er geht allen offenen Enden nach, hinterfragt, diskutiert, verwirft und schlussfolgert, auch immer wieder aufs neue. Nichts bleibt unberücksichtigt bei ihm. Immer wieder schafft er es, dem ganzen noch eine (neue) Krone aufzusetzen. Wie seine Protagonisten auf logische und wissenschaftliche Weise die zur Verfügung stehenden Daten (den mumifizierten Körper und ein persönliches Notizbuch von Charlie) auswerten und daraus schlußfolgern, ist einfach eine Wonne.

Die Schlussfolgerungen die Hogan zieht, sind so nah an der Wirklichkeit, dass sie viele der auch heute noch offenen Fragen erklären würden. Warum wurde noch nicht das berühmte Missing Link gefunden oder warum starb eine so brachiale Kultur wie die der Neandertaler einfach so aus? Wie erklären sich manche geologischen und geschichtlichen Unstimmigkeiten? Diese Geschichte wäre in der Tat eine passende Antwort auf diese noch nicht gelösten Fragen.

Schon seit langem gehört die sogenannte Giants Reihe, bestehend aus insgesamt fünf Büchern, von denen leider nur die ersten drei übersetzt wurden, zu meiner Lieblingslektüre. Die Art und Weise wie Hogan seine Protagonisten stets die angefallenen Probleme angehen läßt, liest sich immer wieder gut. Alle Erkenntnisse werden auf rein wissenschaftlicher Basis erarbeitet. Das läßt nicht immer Platz für vielschichtige Charaktere. Eher das Gegenteil ist der Fall. Die beiden Hauptfiguren Danchecker und Hunt bleiben sehr eindimensional. Man erfährt nichts privates über sie, sie leben allein für ihre Arbeit – und darin sind sie wirklich gut.

Auch wenn Das Erbe der Sterne zur klassischen Abteilung Hard SF gehört, liest sich das Buch dennoch sehr angenehm und flüssig. Die Erkenntnisse der Forscher sind auch für den Laien nachvollziehbar und verständlich. Wer auf eine spannende Unterhaltung, im Sinne von Action oder wilden Verfolgungsjagden, hofft, wird enttäuscht werden. Die Spannung baut Hogan vielmehr durch das Rätsel um Charlies Herkunft auf. Der Pageturner-Effekt entsteht dadurch, dass man als Leser einfach wissen möchte (muss) welches Geheimnis sich hier verbirgt und was es genau mit Charlie und den Lunariern auf sich hat.

Die Auflösung des Rätsels ist gekonnt und schlüssig. Sie passt zu der Utopie die Hogan entworfen hat und bietet allen Beteiligten die Aussicht auf weitere spannende Enthüllungen. Diese liefert Hogan auch, allerdings nicht mehr in diesem Buch. Die eigentliche Geschichte ist beendet, Charlies Herkunft enträtselt. Aber, es gibt ja noch das Raumschiff auf Ganymed. Dieses Geheimnis wird nicht gelöst, sondern erst in dem Nachfolgeband, den Heyne, so wie es ausschaut, ebenfalls neu auflegen wird. Genauso wie auch den dritten Band der Giants Reihe (Band 2 Die Riesen vom Ganymed, Band 3 Stern der Riesen).

Die Lektüre von Das Erbe der Sterne kann ich wirklich jedem Interessierten nur ans Herz legen. Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass nach dem Goutieren des vorliegenden Buches jeder auf das Erscheinen der Folgebände sehnsüchtig warten wird. Für das was Hogan auf nur knapp 350 Seiten abliefert, brauchen andere Autoren mehrere Bände. Die Geschichte ist kompakt gehalten und ohne überflüssiges Blabla.

Wer sich die Wartezeit mit weiteren Büchern des Autors verkürzen möchte, dem seien seine Bücher Die Kinder von Alpha Centauri und Unternehmen Proteus ganz besondern empfohlen.
 


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