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Garth Nix

Die magischen Buchhändler von London


 
»Die magischen Buchhändler von London« von Garth Nix


Besprochen von:
 
Elohym78
Deine Wertung:
(3)

 
 
Vor ihrem Studienbeginn, möchte Susan die Zeit nutzen, um ihren Vater in London ausfindig zu machen. Kein leichtes Unterfangen, da ihre Mutter, durch vermeintlich früheren Drogenkonsum, arg verwirrt ist und ihr kaum einen brauchbaren Hinweis liefern konnte. Und prompt gerät die angehende Studentin bei ihrer ersten Anlaufstelle in Todesgefahr. Ein Schlürfer versucht sie auszulöschen; doch Merlin, ein Buchhändler kann sie retten. Und damit beginnt Susans Reise in eine Welt voller Magie und Gefahren. Aber auch voller unvorhersehbarer Freundschaft und Liebe.

Das Cover zeigt ein aufgeschlagenes Buch, durch dessen Seiten ein Pfeil durchgeschossen wurde, um es offen zu halten. In der Mitte prangt ein weit aufgerissenes Auge und scheint den Leser durchdringend und warnend anzublicken. Darunter der Titel des Buches, wobei das Wort London einen Schlüsselkopf darstellt und der Schlüsselbart verschiedene Symbole der Handlung beinhaltet. Ich finde es wunderschön und interessant gestaltet, da es erst nach und nach seine wahre Bedeutung im Zusammenhang mit dem Gelesenen offenbart. Kein wirkliches Wimmelbild, aber doch entdeckt man immer wieder neue Dinge, je öfter man das Cover betrachtet.

Garth Nix' Schreibstil fand ich überraschend holperig mit vielen Sprüngen. Ich hatte oft das Gefühl, dass mir Informationen fehlten und ich der Handlung hinterher hechelte; dementsprechend schlecht kam ich in das Buch hinein. Da ich der Handlung versuchte zu folgen, verlor ich die Personen aus dem Blick, was zu weiteren Verwirrungen meinerseits führte; kurz, mit der vorherrschenden Unruhe im Buch kam ich nur schlecht zurecht.
Die Beschreibung der Örtlichkeiten hingegen war sehr gelungen und ich konnte mir alles bildlich vorstellen. Besonders gut haben mir die magischen Momente gefallen, die mich fesselten und zum Träumen anregten. Dabei war es egal, ob bedrohliche Kobolde die Protagonisten mit ihrem Maitanz in eine andere Welt entführten, ich mit Fenris durch undurchdringliche Wälder raste, oder ich mich mit stinkender Kesselbrut auseinandersetzen musste. Egal ob bedrohlich oder Lichtgestalt, die Beschreibungen von Garth Nix waren einfach wunderbar.
Die Handlung ist eigentlich schnell erzählt: Susan sucht ihren leiblichen Vater, zu dem ihre Mutter ihr wenig bis keine brauchbaren Hinweise liefern konnte. Auf dieser Suche gerät Susan in eine Welt voller Magie und magischer Geschöpfe, die ihr nicht alle wohlgesonnen sind. Doch ob magisch oder normal, alle sind stets nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht.
Am meisten überraschte mich, dass die Handlung 1983 spielt! Außergewöhnlich für ein Buch, was gerade erst erschienen ist, aber auch mal was anderes. Allerdings ist mir der Grund nicht ganz klar. Denn die Atmosphäre eines Buchladens lebt heute noch genauso stark wie damals und magische Dinge wird man nicht einfach im Internet nachschlagen können, sondern wird weiterhin uralte Bücher benötigen. Und da die Handlung oft in der magischen Welt spielte, war es eigentlich egal, ob es 1983 oder 2022 spielt. Hier hätte ich mir mehr Bezugspunkt zu den wilden Achtzigern gewünscht.

Die Charaktere waren interessant geschildert, aber zu viel des Guten, jedenfalls für mich. Zu vermischt, zu schrill, zu gewöhnlich, zu aufdringlich, so dass ich keine wirkliche Beziehung zu ihnen aufbauen konnte. Dabei reizten mich gerade die Geschwister Merlin und Vivian als Angehörige der Buchhändlerzunft extrem! Zu Vivian konnte ich noch eine lockere Bindung eingehen und mit ihr Abenteuer bestreiten, aber bei Merlin hörte es dann ganz auf. Eine so extrem schillernde Persönlichkeit, die in keiner Art und Weise gefestigt ist, war mir einfach zu viel. Merlin ruht nicht - noch nicht - in sich selbst und ist prädestiniert, Unruhe zu stiften und das Chaos anzuziehen. Statt zu schützen scheint er sich und seine Zunft in Gefahr zu bringen, auch wenn sich dies im Laufe der Geschichte zu bessern schien. Als Held hat mir leider nicht gefallen.
Auch die Studentin Susan konnte mich nicht ganz überzeugen. Schnell offenbart sich zwar die Tatsache, dass sie ein Mischwesen ist und somit eine Verbindung zur magischen Welt besitzt, aber für jemanden, der vorher von Vampiren, Werwölfen, Feen und Kobolden bisher nur in Büchern gelesen hat, ist der Sprung doch arg gewagt. Susan nimmt alles als gegeben hin und tut ganz weltmännisch. Schade, denn gerade auf ihren Charakter habe ich stark gebaut.



Mein Fazit

Ein interessantes Werk mit einer durchaus ansprechenden Handlung. Für meinen Geschmack war es oft holprig und das Buch fesselte mich nicht so stark wie gedacht.
 


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