•  
    Leseliste
  •  
    Vogemerkt
  •  
    Rezension
  •  
    Gelesen
  •  
    Neu

Andreas Eschbach

Perry Rhodan - Das größte Abenteuer: Roman


 
»Perry Rhodan - Das größte Abenteuer: Roman« von Andreas Eschbach


Besprochen von:
 
Detlef V.
Deine Wertung:
(5)

 
 
Klappentext:
Cape Kennedy, 1971: Nach dem katastrophalen Scheitern der Apollo-Missionen unternehmen die Amerikaner einen letzten verzweifelten Versuch, das Rennen zum Mond zu gewinnen. Der Name des Raumschiffs: Stardust. Der Name des Kommandanten: Perry Rhodan.
Mit diesem bahnbrechenden Ereignis startete die Science-Fiction-Serie Perry Rhodan. Und wurde zur erfolgreichsten Fortsetzungsgeschichte der Welt.
Doch erst jetzt erfahren wir, wie alles wirklich begann: Perry Rhodans Jugend, seine politischen Eskapaden, seine Abenteuer als Testpilot und die geheime Geschichte der bemannten Weltraumfahrt.

---

Endlich ist es da, das Buch, bei dem sich viele Perry Rhodan Fans schon gefragt hatten ob man es denn wirklich benötigen würde. Braucht man tatsächlich die Erlebnisse aus den Kinder-, Jugend- und den frühen Erwachsenentage eines Risikopiloten der U.S. Space Force? Auch wenn er Perry Rhodan heißt? Wenn man damals aber schon gewußt hätte welch ungeheuer gutes Buch Andreas Eschbach schreiben würde, hätte die Antwort auf jeden Fall gelautet: Ja! Ja, ja und noch einmal ja! Vielleicht kann man meine Begeisterung für das Werk schon jetzt heraushören.

Manchen Leuten sagt man nach, sie seine Frauenversteher oder Pferde- und Hundeflüsterer, nach diesem Buch kann man, glaube ich zumindest, Herrn Eschbach attestieren, dass er ein Perry-Rhodan-Versteher ist. Schon seine früheren Beiträge zur Serie gehörten stets zu deren Höhepunkten. Als Altleser (ich habe der Reihe bis Heft 1504 die Treue gehalten, dann starb mit Fellmer Lloyd mein letzter Lieblingscharakter), bin ich aber stets ein Fan der Serie geblieben und habe mich deshalb ungemein auf dieses Buch gefreut. Und diese Freude wurde nicht enttäuscht.

Erzählt wird Perrys Geschichte aus Sicht einer dritten Person. Anfangs ist noch relativ unklar um wen es sich bei dem Erzähler handelt. Aufgrund seiner Vergangenheit jedoch, er kennt Perry und saß schon einmal im Gefängnis, wird dann doch schnell klar, dass es sich nur um Homer Gershwin Adams handeln kann. Dem alten Weggefährten Rhodans und dem wohl ältesten Menschen der Erde. Warum Eschbach ausgerechnet Adams als Chronisten wählt, würde mich schon einmal interessieren. Aber, ein netter Zug einen, der sonst eher recht stiefmütterlich behandelten Zellaktivatorträger (zumidest bis zum Cantaro Zyklus), als Erzähler zu nehmen.

Mit ungheuer viel Liebe zum Detail und mit hoher wissenschaftler und geschichtlicher Akribie läßt uns Eschbach (oder Adams) an den frühen Jahren von Perry Rhodan, angefangen von der Kindheit und seiner Jugend, über seine ersten Einsätze als Risikopilot, bis hin zu der schicksalshaften Mondlandung und den ersten Angriffen von Außerirdischen auf die Erde, teilhaben. Es ist einfach wunderbar, wie Eschbach die fiktiven Abenteuer mit realen Begebenheiten unserer Vergangenheit verwebt. Auch wenn die Geschichte manchmal so vor sich hinplätschert, bleibt sie doch unterhaltsam und es macht einfach Spaß ihr zu folgen.

Perry begegnet verschiedenen Präsidenten der Vereinigten Staaten, schließt Freundschaft mit Jim Lovell (der, der in unserer Zeit ein Problem an Bord von Apollo 13 hatte) und mit Chuck Yeager (dem ersten Menschen der die Schallmauer durchbrach). Aber auch bei vielen bekannten und weniger bekannten Ereignissen ist Perry mit dabei, so z.B. bei den Studentenunruhen in Frankreich 1968, bei einem der vielen Märsche von Martin Luther King für Frieden und gegen Rassentrennung, und er durfte die ersten Signale des russischen Sputnik Satelliten aus der Erdumlaufbahn, mit dem das Zeitalter der Raumfahrt begann, live verfolgen. Eschbach erzählt nicht nur diese Erlebnisse einfach so herunter, er gibt statt dessen auch viele Einblick in die damalige Zeit und ihrer Probleme. Auch technische Zusammenhänge, bezüglich der NASA und dem Raumfahrtprogramm, werden wunderbar verständlich erklärt.

Bevor ich jedoch in Lobhuddelei ausbreche, muss ich aber auch einen mir durchaus negativ aufgefallenen Punkt erwähnen. Allzu oft, macht Eschbach aus Perry mehr oder weniger einen Heiligen. Perry ist, egal in welchem Alter, immer moralisch, strebsam, ohne Vorurteile gegenüber Irgendjemanden oder nie in irgendeiner Weise negativ aufgefallen. Selbst wenn er mal handgreiflich wird, wie bei den Studentenunruhen, ist er moralisch im Recht. Diese Zurschaustellung seiner moralischen Unfehlbarkeit nervt mich etwas. Wir Leser wissen zwar durch die Serie das er es ist, aber das er es schon quasi mit der Muttermilch eingesaugt hat, ist für mich doch etwas unglaubwürdig.

Was mir daher etwas fehlt, ist der Reifeprozess von Perry, eine schrittweise Entwicklung seiner Persönlichkeit und nicht die Präsentation des bereits „fertigen“ Perry Rhodan in seinen jüngeren Ausgaben seiner selbst. Das sein bis dato bester Freund, Leroy Washington (den Leser bereits aus Band 1177 kennen), ein Afroamerikaner ist, und das in einer Zeit in der Rassismus in den Südstaaten noch hoffähig war, zeigt wieder einmal viel zu plakativ, den moralisch hochstehenden Perry.

Es gäbe noch so viel zu schreiben, etwa die Zeitreise Ernst Ellerts in die Vergangenheit (und in Rhodans damalige Gegenwart), aufgrund dessen Perry erst wieder auf den Weg zum Risikopiloten gebracht wird oder seine beginnende Freundschaft zu einer ausgesprochenen Nervensäge names Reginal Bull, aber das muss man einfach selber lesen. Nach Beendigung der Lektüre war ich fast ein wenig traurig das der Roman zu Ende war. Aber, er hat in mir auch den Wunsch ausgelöst, den Anfang der Serie noch einmal zu lesen. Nicht die NEO Reihe, nein, es sollte schon das Original sein.

Fazit:
Ich kann jedem Perry Rhodan Fan, egal ob aktuell oder einst, das Buch nur empfehlen. Und damit komme ich auch schon zu einem letzten Punkt, nämlich der Frage, ob auch nicht-Rhodan-Leser bedenkenlos zu dem Buch greifen können. Ja, können sie. Man braucht kein Vorwissen um das Buch genießen zu können, auch wenn dadurch das „gewisse Etwas“ fehlen würde. Aber es ist dennoch problemlos möglich. Dieses Buch wird definitiv einen Ehrenplatz in meiner Sammlung (bis Band 1504 und diversen Taschenbüchern und Planetenromanen) bekommen. Ich glaube, ich liebe es. :-)
 


Mehr Rezensionen von Detlef V.